Trip down memory lane

Ich habe gerade viel zu viel Zeit, glaub ich. Das Wetter lädt auch gerade nicht zum Frischlufttrip ein, wie es da so vor sich hintröpfelt. Und da ich ja den schwarzen Gürtel im Prokrastinieren habe (Autokorrektur sagt, dass ich das falsch schreibe und schlägt Prostituieren vor...), habe ich am Wochenende ungeplant einen Trip in die Vergangenheit gemacht.

Irgendwo hab ich letztens gelesen, dass die Serie Lindenstraße in diesem Monat zum letzten Mal gezeigt wird. Mein erster Gedanke war eher so: Ach, die gibt es noch? Als ich noch sehr klein war, habe ich das samstags abends auch immer geschaut. Meist allerdings eher, weil es im Anschluss an Pumuckl lief und ich noch nicht fertig mit meinem Abendbrot war. Was vermutlich auch so ein bisschen Schlafenszeit rauszögern war. 😎

Wie auch immer, irgendwann ist die Serie aus meinem Fokus verschwunden. Da ich ja gerade Stammgast bei Youtube bin, habe ich also direkt mal nach ein paar alten Folgen geschaut. Diese schienen mir in Sachen Charakteren und Inhalt auch tatsächlich noch recht vertraut. Also mal weiter gescrollt und in die aktuellen Folgen geklickt. Und was soll ich sagen: Boah, sind die alle ALT geworden. Lachte ich noch so schadenfroh vor mich hin und dachte dann: Najaaaa, bist selbst auch nicht mehr so ganz faltenfrei.

Erst vor ein paar Wochen hatte ich einen Termin beim Fotografen um neue Bewerbungsfotos zu shooten und hatte Dank einer Aktion gleich mal Profi-Makeup mit gebucht. Ich habs ja nicht so sehr mit Schminken und Schischi. Der Profi war der Fotograf selbst, blutjung und offensichtlich noch nicht so mit Falten vertraut. Denn sonst hätte er mir nicht noch eine Tonne Puder ins Gesicht gestaubt, worauf hin jede Linie in meinem Gesicht eine eigene Postleitzahl brauchte... Ein Bild konnte ich am Ende so gerade noch akzeptieren und Dank jahrelanger Nebentätigkeit als Fotografin Zuhause soweit retten, dass man mir glaubt, dass ich mich um einen Job und nicht um einen Platz im Seniorenheim bewerbe.

Die Moral von der Geschichte: Ich muss mich jetzt wohl doch noch selbst schminken lernen. Und zwar kaschierend. Denn um mir Spritzen in die Augenpartie jagen zu lassen, fehlt mir der Mumm. Habs nicht so mit Nadeln und schon gar nicht im Gesicht. Und bei meinem Glück geht das eh schief und ich sehe danach aus, wie nach einem Schlaganfall. Aber bleiben wir realistisch. Wie oft hab ich schon viel Geld für Kriegsbemalung ausgegeben und dann benutz ich das Zeug eh nie. Die Lösung bleibt weiterhin hinter der Kamera zu bleiben. Da fühle ich mich eh viel wohler und kann morgens länger schlafen. Soll ja auch gegen Falten helfen...

Nunja, zurück zu Mutter Beimer und Co. Ich finds ja toll, dass die Leute dort nicht endlos maskiert sind und auch die älteren Modelle nicht konsequent ausgetauscht wurden. Aber so manche Rolle kannte ich gerade noch auf Kinderbeinen und nun haben sie selbst Nachwuchs und das hat mir doch mal wieder sehr real vor Augen gehalten, wie alt ich selbst auch schon bin und wie schnell die Zeit vergangen ist. Wenn auch ohne Kinder und den Ring sie ewig zu knechten. Aber das habe ich mir ja selbst so ausgesucht.

Und trotzdem kommen dann in dem Moment viele Erinnerungen hoch und man stellt sich doch die Frage, ob man Dinge hätte anders machen sollen/ können. Zumal ich mich ja auch gerade mit der Frage nach meinem weiteren beruflichen Weg auseinander setze. Und darüber nachdenke, ob ich im Sommer die 40 feiern soll oder mich lieber für ein paar Tage irgendwo verstecke, bis alle Gratulanten kapituliert haben.

Nicht, dass ich nochmal jünger sein wollen würde. Wenn dann nur mit dem gleichen Level an Erfahrungen. Denn die möchte ich nicht missen, zumindest die meisten. Sie sind es auch, die mich immer ganz gelassen im Stuhl zurückgelehnt sitzen lassen, wenn ein Junior im Projekt die dicke Lippe riskiert und alles besser weiß. Ich hab dann doch etwas mehr drauf, als zu googeln. Und wenn die ersten roten Ampeln auftauchen, kommen sie ja doch wieder alle zurück gerannt 😎 Ein Manager, der meine jungen Kollegen in einer Lessons Learned Session mit mir erlebte, fragte ob ich der mütterliche Typ wäre, weil die alle so zahm bei mir wären. Neee, gelassen genug sie ihre Fehler machen zu lassen und erfahren genug, diese dann wieder auszubügeln.

Sodele, inzwischen bin ich wieder in der Gegenwart angekommen und mein Bedarf an Lindenstraße ist mehr als gedeckt. Aber ein paar Folgen Pumuckl muss ich die Tage unbedingt noch gucken. Da werde ich vermutlich nie zu alt für sein 😎

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel


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