Die tolle Rolle

Ich glaube kein Thema ist neben Covid-19 derzeit so präsent wie die Jagd nach Klopapier. Videochat-Bingo geht so: Wie gehts? Klappt Homeoffice? Hast noch Klopapier?

Ja, ich lach ja auch immer noch drüber. Allerdings brauchte ich jetzt auch langsam mal wirklich welches. Also hatte ich mit meiner Lebensmittel-Bestellung vor fünf Tagen auch eine Packung der viel umsungenen Ware bestellt. Eine halbe Stunde vorher teilt mir der Supermarkt dann mit: Sorry, aber gibt nix.

Hrmpf...

So wie die Tafelrunde an den Gral geglaubt hat, glaube auch ich, es gibt dort draußen Klopapier. Irgendwo muss das Zeug ja bleiben. Aber ich hab bisher kein Glück gehabt, wenn ich mal einkaufen war. Aber im Gegensatz zu Parzival bin ich nicht bereit auf die große Suche zu gehen. Also habe ich beim Frühstück mal eben nebenbei Toilettenpapier im Netz der endlosen Möglichkeiten bestellt. Auch wenn ich etwas suchen musste, da ich weder Wucherpreise zahle, noch eine halbe Garage voll kaufen möchte. Auch wenn es idiotisch ist, so einen Artikel per Bote anliefern zu lassen. Aber okay, jeden Morgen von Markt zu Markt zu tingeln, dürfte ebenso wenig Emissionsfreundlich sein. Von meinen Nerven fang ich gar nicht erst an. Seis drum. Preis war okay. Jetzt hoffe ich, das Zeug kommt auch wirklich. Neue Geschäftsidee: Klopapiertracking-App für Supermärkte.

Also begab ich mich dann heute mal wieder auf die Mission Kühlschrank auffüllen. Hatte übrigens echt gut geklappt, zwei Wochen ohne einkaufen. Muss man halt ein bisschen planen, aber geht. Ich hatte das meiste ja online zum Abholen bestellt. Als ich den Supermarkt betrat, fiel mir direkt die erste Neuerung auf. Es steht Sicherheitspersonal am Eingang und an den Kassen. In meiner Irritation bin ich dann am Abholschalter vorbei gelaufen, konnte so aber feststellten, dass es doch Aufbackbrötchen gab. Laut Email am Morgen waren die auch weg. Also erstmal noch eine Runde durch den Markt spaziert, Brötchen eingeladen und aufgrund der Abstandsmarkierungen irgendwo zwischen TK und Zeitungen in die Schlange eingereiht. Was suboptimal war, denn dort kauften ja auch Leute ein. Aber gut. Die Kassen waren nach vorn mit Plexiglas verbaut worden und zwischen den Kassierern hingen Plastikvorhänge. Sah schon sehr professionell aus.

Aufgrund des Großeinkaufs war ein Regal an der Abhol-Station schon nur mit meinen Sachen voll. Upsi. Die Frau fragte aus der Ferne: Haben Sie meine Email bekommen? Und ich so: Ja, kein Problem. Ich nehme die Ersatzartikel. War halt Bio-Ei statt Freiland und eine andere Marke Spülmittel. Und sie so: Jaaaaa, aber das wir kein Toilettenpapier haben...? Und da musste ich dann schon grinsen. Im Gespräch mit der Dame stellte sich heraus, dass die Security leider tatsächlich nicht nur proaktiv aufgestellt wurde. Es muss schon hässliche Szenen gegeben haben.

Sie war sichtlich erleichtert, dass ich es mit Humor nahm. Was soll das auch? Die Leute machen alle nur ihren Job und sind nicht dafür verantwortlich. Während ich die Sachen einlud, erzählte sie mir noch von einem Toilettenpapier-Schwarzmarkt, den die Polizei aufgedeckt hätte. Zuhause las ich das später noch im Netz nach, aber die Sache sah etwas anders aus. Ein Gastronom hatte irgendwo billig Papier geschossen und da seine Kneipe zu bleiben muss, verkaufte er es aus dem Hinterhof. Die Polizei wurde tatsächlich gerufen, aber fand nichts illegales an der Aktion. So entstehen urbane Legenden.

Auf dem Weg zu Konsumtempel Nummer zwei (Nummer eins hatte manche Sachen generell nicht im Sortiment), sah ich dann vor diversen weiteren Läden Security stehen. Traurige Welt...

Heute hatten auch in den Supermärkten und auf den Straßen sehr viele Menschen Masken auf oder Schals vor das Gesicht gebunden. Es wird ja viel drum diskutiert und ich glaub ja auch, dass das was bringt. Aber aufgrund der Knappheit traue ich mich nicht mal nachzusehen, ob es Masken zu kaufen gibt. Die brauchen andere erstmal dringender, als ich. Gut, ich könnte mir einen Schal vors Gesicht hängen, aber ich besitze vom Modell "Dünn und kann man durch atmen" nur zwei vorwiegend schwarze. Und jetzt stellt euch eine 1,87m große Frau mit schwarz verhülltem Gesicht vor. Ja, genau.

Dass ich meinen Wagen kurz abwische scheint aber jetzt keiner mehr komisch zu finden, ich werde nun eher gefragt, ob ich nicht noch ein Tuch übrig hätte. Na gern doch.

An den Türen hingen diverse Hinweise, man möge Rücksicht nehmen, Abstand halten, wenig anfassen, in haushaltsüblichen Mengen kaufen, etc. Auch hier überall Security. Teils vor den Eingängen, aber auch einige am Regale auffüllen.

Nur wenige Bereiche waren leer oder dünn belegt. Jedoch wurde auch teils mit Ersatzware gestreckt. Vor der Wursttheke gibts jetzt eine abgesperrte Schlange und Kisten vor dem Glas sorgen für zusätzlichen Abstand.

Auf dem Weg zum Waschmittel ging es vorbei an leeren Klopapierregalen. Einzelne Pakete Tempo und feuchtes Papier hier und da. Ich werte das als Besserung der Lage, den beim letzten Mal war da gar nix mehr. Zwischendurch kamen immer wieder Durchsagen per Lautsprecher, die neben der Bitte um Abstand auch mitteilten, dass zeitweise zu Einlassbeschränkungen kommen kann. Dürfte um Ostern interessant werden. Aber ich hab ja jetzt erstmal wieder alles.

Auf der Suche nach dem Ende der Schlange zwischen den Regalen stratzten dann Leute direkt vor zur Kasse, nur um festzustellen, dass da durchaus Leute anstehen, aber eben mit reichlich Abstand. Hier waren die Absperrungen zwischen Kassierer und Kunde vorwiegend aus Sperrholz und Klarsichtfolie gebastelt worden. Aber nette kleine Szene: Eine Verkäuferin teilte ihrem Kollegen an der Kasse mit, dass er den neuen Job habe und Morgen wieder kommen dürfte. 😀

Ich bin nun also wieder für zwei Wochen versorgt und hoffe, dass sich irgendwann wieder so etwas wie Normalität einstellt. Wobei ich das alle zwei Wochen einkaufen eigentlich gern beibehalten würde. Mit der gesparten Zeit lässt sich sicher auch etwas besseres anfangen.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel

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