Sonntag, 2. März 2025

Hallo M(e)ärz!

 Der März ist der erste Monat, der etwas Hoffnung auf Frühling macht. Auch wenn der erste Tag gestern grau und eher nicht so nett daherkam. Heute früh schien die Sonne. Und auf den Dächern lag dafür Raureif. Okay, wir üben das noch mit dem Frühling. Dafür ist es jetzt wieder merklich länger hell und es hüpfen jede Menge Vögel durch die Bäume auf der Suche nach Nistplätzen. Wer braucht da schon einen Fernseher.

Die Jecken haben es dieses Jahr also auch gut getroffen. Mal kein Sturm und abgesagte Züge. Und dann geht's Mittwoch auch schon los mit dem Oster-Countdown. 

Ich habe mir mal ein paar Tage frei genommen. Denn HR wollte mir meinen alten Urlaub schon streichen. Mein Überstundenkonto quillt auch über. Und meine Ärztin wollte mich schon krank schreiben, denn gesundheitlich sieht es bei mir immer noch nicht so gut aus. 

Inzwischen sind wir bei der Diagnose "Stress" angekommen. Ich tue mich da noch etwas schwer, das zu akzeptieren. Denn was seit vielen Jahren Teil meines Jobs ist, den ich mir ausgesucht habe und prinzipiell auch ganz gern mache, soll mich nun krank machen? 

Ich kenne einen Teil der Antwort sicher schon. Es ist nicht der Beruf per se. Sondern die seit ein paar Monaten zunehmend toxischer werdende Situation im Unternehmen. Der Druck, weil zu viele Jahre die Transformation nicht gut gelaufen ist und nun aus verschiedenen Gründen sich die Schlinge um den Hals des Managements zuzieht. Aber statt Läuterung und Kampfgeist zu zeigen, haben sie resigniert und treten denen, die noch ihr Bestes geben, ins Kreuz und nehmen Motivation und Respekt und Kraft.

Da brauchte es nicht erst eine ärztliche Diagnose. Ich bin längst auf Jobsuche, denn diese Situation hat bereits einige Kolleg: innen in den Burnout getrieben oder in die Kündigung. Und ich nehme lieber letztere Option. Dennoch kam die Ansage, dass sich manche gesundheitliche Probleme auf Stress zurück führen lassen, nicht so gelegen. Denn ich war der Meinung, ich habe es immer noch im Griff.

Nun setze ich mich also damit auseinander. Warum kam es so? Warum habe ich es nicht gemerkt? Oder habe ich es durchaus gemerkt, aber ignoriert? Was bedeutet das für die Zukunft? Denn ich suche ja in der gleichen Sparte was Neues. 

Mit dem beruflich langsam etwas kürzer treten wollte ich frühestens in fünf Jahren beginnen. So richtig einen Plan habe ich dafür noch nicht. Jetzt schon damit zu beginnen ist für mich als noch nicht denkbar. Stattdessen gehen die Gedanken noch Richtung Stressbewältigung, mehr Ausgleich schaffen oder eben auch in etwas geringer dotierte Stellen, und damit auch etwas weniger Stress. 

Das hören die Recruiter natürlich nicht gern, die wollen ja auch was verdienen. Und Deutschland tickt ja auch so, dass man sich nicht rückwärts entwickeln darf, da wir hierzulande immer von einem stetigen Wachstum ausgehen und private Interessen nie über der Karriere stehen dürfen. Dass es auf diesem Wege in den meisten Berufen aber nicht bis 67 oder länger so gehen kann, dafür ist weder das Verständnis noch ein Konzept da. Und da sich jetzt bereits viele Menschen dem hohen Rentenalter entziehen, spielen die Berliner dann einfach mit dem Gedanken, das Rentenalter auf 70 hoch zu setzen. Völlig an der Realität vorbei. Statt sich mal einen Plan zu erarbeiten, wie man Familien fördert, Fachkräfte anwirbt und dem demografischen Wandel entgegensteht. Davon habe ich schon zu Schulzeiten gehört. Aber wirksame Maßnahmen gibt es immer noch nicht. Nach mehr als 30 Jahren!

Auch auf der großen Ebene lässt uns das Management im Stich. Übt sich in Grabenkämpfen, ignoriert die Stimme der Menschen, hat die Radikalen unterschätzt und null Plan, wie man mit der neuen Welt umgeht. Aber die Deutschen sind konsequent und wählen wieder diejenigen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, um ihn nun wieder raus zu ziehen. Hat noch nie irgendwo geklappt. Aber gut. Zudem nun der Kampf gegen Rechts viele Kräfte bündeln wird. Eine Koalition darf nicht scheitern, denn es haben nun zu viele Hirnverbrannte gesehen, dass sie nicht allein die Nazis wählen. Nun kann man offener darüber sprechen und bei einem erneuten Versagen der Regierung, werden auch viele weitere Stimmen nach Rechts rutschen.

Wer gedacht hatte, dass die Nazis in Deutschland keine Schnitte mehr machen, sollte nun dringend in die Geschichtsbücher schauen. Denn genauso ging es damals los. Aber man hätte das Playbook dieses Mal schwarz auf weiß und könnte etwas dagegen tun. 

Stattdessen werden demokratische Proteste untersucht und Menschen eingeschüchtert. Man mag gar nicht glauben, dass wir in 2025 angekommen sind. Den Blick über die Grenzen hinweg noch gar nicht eingerechnet. Die großen Vertreter der freien demokratischen Welt gibt es offiziell nicht mehr. Geld regiert die Welt, nicht der Gedanke an Gemeinwohl und Gerechtigkeit. 

Da hilft auch der erste Frühlingssonnenschein nicht. Es ist kalt auf der Welt. Und ein wirklicher Frühling noch lange nicht in Sicht.

Nachdenkliche Grüße aus Ruhr York

Pottnudel



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo M(e)ärz!

 Der März ist der erste Monat, der etwas Hoffnung auf Frühling macht. Auch wenn der erste Tag gestern grau und eher nicht so nett daherkam. ...