Licht und Schatten

Da hat uns der Herbst also endlich erwischt. Es begann mit einer regnerischen Woche und seit Freitag stürmt es vor sich hin. Ab heute Abend könnte es richtig ungemütlich werden. Eine Orkanwarnung wurde schon für den Pott aktiviert.

Gestern bin ich dann zum ersten Mal seit Monaten wieder so richtig nass geworden. Als ich mit vollem Wagen aus dem Konsumtempel kam, tropfte es gerade los. Da Regen ja hier inzwischen ein im Kalender anzustreichendes Ereignis ist, dachte ich mir so: Hört eh gleich wieder auf. Denkste... Der Himmel öffnete seine Schleusen und ich warf nur noch alles schnell in den Kofferraum. Ungeachtet jeder Physik und Zerbrechlichkeit. Auch wenn ich mich gern mal über das ganze Plastik aufrege, gestern war ich froh drum. So musste ich nur das Paket Zucker entsorgen. Und mich. Ein kompletter Tausch der Garderobe war angesagt.

Zuhause angekommen begab ich mich an den Herd um die Füllung für einen Karamell-Apfelkuchen vorzubereiten. Sobald die Pfanne zum Abkühlen ans Fenster durfte, war der Teig dran. Mangels Platz in meiner winzigen Küche wollte ich ihn auf dem Herd ausrollen. Der war ja eh schon eingesaut. Und so breitete  ich die Alufolie aus, strich sie glatt und da fiel mir dann sofort wieder ein, dass die Herdplatte noch heiß war... Sämtliche weitere geplanten Aktivitäten für den Tag waren nur noch einhändig möglich. Mit der anderen hielt ich einen Kühlakku...

Heute gehts wieder und da die geplante Empfängerin des Kuchens an ihrem Geburtstag das Weite gesucht hat, musste ich mich halt opfern. So ein Pech 😁 Und was soll ich sagen, der Kuchen ist soooo lecker. Der kommt in meine Rezepttruhe.  Sieht vielleicht nicht so toll aus da ich zu große Form hatte, die eigentlich für Quiche ist und somit der Teig etwas zu dünn wurde. Aber das wird definitiv einer meine neuen Lieblings-Apfelkuchen. Hier gibts die Anleitung.

Während es draußen also zunehmend ungemütlich wird, sitze ich hier in Kuschelmontur, esse Kuchen und aus der Küche wabert der Geruch von vor sich hin köchelnder Hühnersuppe durch die ganze Wohnung. Wollte ich gestern schon machen, aber aus oben genannten Gründen muss es dann bis heute warten. Denn um mich herum wird genießt, gehustet und beim Frühstück heute schaute ich in das tiefrot und verquollene Auge einer Freundin. Es wird also Zeit die Winter-Allzweckwaffe im Tiefkühler zu haben.

Und außerdem ist mir heute auch eher zum Verstecken zumute. Die vergangene Woche war emotional hart. Bei meinem Ex-Arbeitgeber sind die ersten befürchteten Kündigungen ausgesprochen worden. Es hat Europaweit deutlich mehr Leute getroffen, als ich dachte. Die generell schwierige Situation, die dauerhaft nicht zum Erfolg führen kann, hatte mich ja dazu bewogen mich anderweitig umzusehen. Aber zu wissen, dass es nun Menschen getroffen hat, mit denen ich auch einiges durchgemacht habe, tat echt weh.

Und auch bei meinem neuen AG ist die Honeymoon-Phase schon vorbei. Mein neuer Chef ist cool, die Kollegen sind nett, aber die Situation dort ist auch gerade echt schwierig. Planungsfehler und fehlende Strategie führen nun zu hartem Umdenken. Morgen werden Kollegen gekündigt.

Angeblich muss ich mir erstmal keine Sorgen machen, aber wenn man wirklich Konsequent vorgehen würde, müsste auch meine Stelle auf den Tisch. Ich hab ja seit ein paar Wochen schon an der Strategie mitgearbeitet und mir war schnell klar, dass der Plan des AG nicht aufgehen kann. Ob man es nun positiv sehen muss, dass nun umgedacht wird? Wenn es klappt, behalten mehr Leute ihren Job, als wenn wir alle zusammen untergehen. Trotzdem werden Morgen Menschen echt schlechte Nachrichten bekommen. Jetzt wo die Weihnachtszeit ansteht. Und wie gut die Chancen für den einzelnen stehen, weiß ich nicht. Sie müssen gehen, weil andere Fehler gemacht haben. Und diejenigen kriegen keine Konsequenzen zu spüren. Fair ist das alles nicht gerade.

Aber dann wiederum ist es auch leider nicht das erste Mal, dass ich so etwas mitbekomme. So sehr ich meinen Job liebe, aber diese Situationen hasse ich. Da wäre ich manchmal lieber weit weg. Denn dann kommen die Gedanken. Will ich für solche Leute arbeiten? Denen ihre eigene Nase wichtiger ist, als das Schicksal derer, für die sie Verantwortung tragen. Die sie wie eine Nummer ohne zu zögern einfach austauschen. Und gleichzeitig Höchstleistungen verlangen. Das alles drückt mir mächtig auf die Motivation. Aber scheinbar ist das unsere Welt.

Ich für mich habe verstanden, dass ich es nicht ändern kann. Akzeptieren kann ich es trotzdem nicht.  Ich kann nur sehen, dass ich vorsorge so das ich im Notfall nicht ungebremst auf die Nase falle. Und immer am Ball bleibe und mich weiterbilde. Auch wenn ich am liebsten auf eine einsame Insel ziehen würde. Aber vielleicht mache ich das ja irgendwann.

Nachdenkliche Grüße aus Ruhr York

Pottnudel
















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