Fürs Klima?

Heute waren in Deutschland sehr viele Menschen demonstrieren. Tun wir hier sonst nicht so oft. Aber es geht ums Klima und neuerdings fangen die Leute an den Mund aufzumachen. Find ich generell erstmal gut.

Schon als ich ein Teenie war, malten wir Bilder von abgeholzten Wäldern in unsere Schulhefte, FCKW war über Nacht out und dass es "5 vor 12" war, wussten wir alle. Das ist immerhin mehr als 20 Jahre her (krass). Aber Bäume werden immer noch zu viele abholzt, zu viel Dreck in die Wässer geleitet und was Plastikmüll anrichtet, wissen wir nach den vielen Bildern im Netz und TV auch. Aber es wird munter weiter produziert.

Nun brauchte es eine kleine Schwedin um uns mal gehörig den Marsch zu blasen. Und wenn man dann freitags noch demonstrieren kann, statt die Schulbank zu drücken, tun das zunehmend mehr Kids gern. Gut so. Hätten wir damals auch tun sollen. Aber fünf vor zwölf war offensichtlich noch viel Zeit. Oder doch mehr ein Slogan, den wir gar nicht ganz begriffen haben.

Stattdessen wuchsen wir weiter. Lernten das Wort Emissionshandel (würg) und Umweltplakette kennen. Und auch wenn wir heute im Ruhrgebiet deutlich bessere Luft haben, als noch vor 50 Jahren, als hier die Schlote rauchten, so richtig kapiert haben wir es immer noch nicht.

Aber damit sind wir hier nicht allein. Wer mal Richtung Asien blickt und sieht, was da so in den Flüssen und der Luft landet, fragt sich, worüber wir uns eigentlich aufregen. Fingerpointing soll das nun nicht sein, aber Standards sind doch sehr unterschiedlich auf der Welt.

Auch ich dachte immer, ich lebe einigermaßen Umweltfreundlich. Dann machte ich mal den Test. Und wenn alle Menschen so leben, wie ich, brächte es 2,7 Erden. Das finde ich schon heftig. Aber ich verzichte schon oft auf Fleisch, trenne Müll, habe eine kleine Wohnung, vermeide Stromfresser, benutze keinen Weichspüler, habe keinen Trockner (außer die liebe Sonne). Und trotzdem ist es noch viel zu viel. Aber Aufgeben ist auch keine Option.

Aber dann wäre da ja auch noch die Industrie. Wie viele Erden die im Fußabdruck-Test wohl bräuchte? Selbst wenn man sich Alternativen ansieht, Stromautos zum Beispiel, merkt man schnell: So richtig gut sind die für den Planeten auch nicht. Denn wenn Strom noch aus Kohle und Erdöl gemacht wird, kann man genau so gut Benzin verbrennen. Batterien sind auch nicht immer der Umwelthit.

Und auch wenn die Menschen durch Raubbau zur Erderwärmung beitragen, sehen wir uns auch mal die Klimageschichte der Erde an. Da gab es immer schon warme und kalte Zeiten. Auch sehr lang vor uns Menschen. Und die Dinos werden kaum Schuld gewesen sein. Die gab es nämlich auch noch nicht, als die Erde noch jung und unbewohnt gut 180 Grad "warm" war. Mehr als zwei Milliarden Jahre später war die Erde dann im ersten Eiszeitalter angekommen. Vor 2,6 Millionen Jahren begann die letzte Eiszeit  und - man höre und staune - sie dauert bis heute an. Zwar befinden wir uns seit ca. 11.000 Jahren in einer wärmeren Periode, ABER wir haben EISZEIT.

Ich will mich hier nicht als Klimaforscherin aufspielen, denn ich bin keine. Aber Fakt ist, dass sich unser Planet seit Milliarden von Jahren immer wieder krass verändert hat. Und das tut er weiter. Egal, ob da ein paar kleine Plagegeister für eine Weile auf ihm rumtrampeln. Würde man unsere Erde personifizieren, würde sie seufzen und denken: Das geht auch bald wieder vorbei.

Das heißt  im Umkehrschluss nicht, dass jetzt alle wieder aus dem Fenster heizen sollen. Aber leider heißt es, dass während unsere Politiker sich gerade neue Klimasteuern ausdenken, wir den Klimawandel nicht aufhalten können. Nur kann man das den Menschen nicht sagen, denn dann würden sie Angst bekommen. Denken wir doch, wir hätten alles im Griff oder könnten mit ein bisschen Strom und Benzin sparen alles wieder gut machen.

Autsch, jetzt hab ich es gesagt. Wer möge werfe mit Steinen. Aber sehen wir der Realität ins Auge. Der Mensch ist Teil eines Problems, dass es auch ohne ihn gäbe. Oder sagen wir mal eher Zyklus dazu. Denn dann wird auch klar, dass wir vielleicht lieber anfangen sollten uns an den Planeten anzupassen, auf dem wir wohnen. Grüne Plaketten auf Autos kleben gehört wohl eher nicht dazu, sondern nicht mehr zu nah ans Wasser bauen. Zumindest keine Häuser. Dämme wären dagegen eine tolle Idee. Und wenn wir gerade bei Investitionen und Spenden sind. Es gibt immer noch sehr viele hungrige Menschen auf der Welt. Während andere Länder Tonnen von Lebensmittel wegwerfen, verbrennen und verschwenden. Oder Menschen, die an Krankheiten sterben, die wir hierzulande nicht mal mehr kennen. Das sind Menschenprobleme, die wir wirklich lösen könnten

Aber das Thema Klima ist gerade hip. Und ich werde auch weiter meinen Müll trennen und das Licht ausschalten, wenn ich einen Raum verlasse. Ich muss auch bei Umzügen nicht checken, wie hoch mein Zuhause über dem Meeresspiegel liegt, denn bis das Wasser kommt, bin ich nicht mehr hier. Dennoch bin ich gespannt, wie lange es noch dauert, bis die Menschen merken, dass sie zwar an der Oberfläche Kratzer hinterlassen, wenn sie Wälder abholzen, Bomben werfen und Arten ausrotten. Aber am Ende beherrscht dieser riesige Planet uns. Und nicht umgekehrt.

Nachdenkliche Grüße aus Ruhr York

Pottnudel


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