Bergsteigen auf Pott-Art

Blick von der Halde Beckstraße/ Tetraeder
So, es wäre mal an der Zeit ein Hauptthema dieses  Blogs mit Leben zu füllen. Nämlich mit den
Eigenarten und dem Leben im "Pott". Auf Hochdeutsch handelt es sich dabei um das Ruhrgebiet.

Früher hat man hier vor allem Kohle aus der Erde geholt. Rauchende Schlote und viel Ruß gehörten dazu. Die Bergleute oder auch "Kumpel" waren allgegenwärtig. So richtig sexy war die Gegend vielleicht nicht, aber ein Wirtschaftsmotor für Deutschland. Dann wurde Kohle aus dem Ausland billiger und generell nicht mehr so viel benötigt. Das Bergwerksterben begann und das größte Ballungsgebiet in Deutschland (Platz 5 in Europa) musste sich etwas Neues einfallen lassen.

Ob der Wandel nun gut gelungen ist, ist vermutlich Ansichtssache. Viele große Unternehmen findet man hier und eine bunte Landschaft an Industrie, Menschen und besonderen Orten. Einige große Städte sind so nah zusammengewachsen, dass man manchmal nur die Straße überqueren muss und schon befindet man sich im nächsten Ort. Das gibts ja nun nicht überall. Auch wenn die Städte leider nicht besonders gut zusammenarbeiten (Stichwort ÖPNV), so kann man durchaus von der Metropole Ruhr sprechen, in welcher über 5 Millionen Menschen Leben.

Wer zum ersten Mal herkommt stellt schnell fest, dass das graue Industrieimage Geschichte ist. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sehr grün ist es hier. In den Städten genauso wie im Umland, welches Wälder, Seen und viel Natur zu bieten hat.

Aber an manchen Städten oder Stadtteilen ist der Wandel nicht spurlos vorbeigegangen. Mal ganz davon ab, dass viele alte Gebäude den Krieg nicht überlebten und nicht immer nach Schönheit ersetzt wurden, haben die Wirtschaftsdellen auch manche Orte verfallen lassen. Und so hat der Pott neben vielen schönen Seiten auch so seine Narben.

Aber es gibt hier eben auch diese besonderen Orte. Industriedenkmale, die heute gern von Touristen besucht werden und zu Orten für Kunst und Kultur geworden sind. Und das Ruhrgebiet ist sich seines Erbes bewusst und versucht trotz knapper Haushalte diese zu bewahren.

Auch wenn das Ruhrgebiet alles andere als Flach ist, findet man hier eine besondere Form der Erderhebung. Die Halden. Wenn man von einem Aussichtspunkt den Blick schweifen lässt, sieht man so manchen Hügel aufragen, der nicht so recht in die Landschaft zu passen scheint. Dies sind nicht etwa liegengebliebene prähistorische Wanderdünen, sondern Aufschüttungen von Material welches beim Bergbau überflüssig war. Man sagt auch Abraum dazu.

Tetraeder
Insgesamt gibt es weit über 200 Halden im Pott und sie können bis zu 140 Meter hoch sein. Und das beste ist, man kann auf einige von ihnen hinaufsteigen. Oder auch radeln. Je nachdem was die Muskeln so hergeben. Denn mit dem Ende des Bergbaus wurden auch die Halden für ihren ursprünglichen Sinn nicht mehr gebraucht. Aber wo hätte man mit so viel Erde und Geröll auch hingesollt? Also wurden viele Halden begrünt, bekamen Gehwege, manchmal auch Treppen und einige von ihnen sind Ausstellungsorte für Kunstinstallationen. Soll sich ja auch lohnen, wenn man da schon hockraxelt. Wobei es auch gemütlicher begehbare Halden gibt. Und der Ausblick lohnt sich immer.

Wenn man also so durch das Ruhrgebiet fährt, sieht man manches Mal Umrisse auf Bergen, die eindeutig nicht natürlichen Formen entsprechen. Das ist dann eine solche Kunstinstallation. Oft ins Auge fällt dabei der Tetraeder. Er steht auf der Halde Beckstraße in Bottrop und ist weithin auch von den Autobahnen sichtbar. Die Halde selbst ist recht human besteigbar. Nicht zu steil und auch nicht zu hoch. Wer es sportlicher mag, kann auch die fast 400 Stufen hochsteigen. Die Wege sind gut befestigt. Wer jedoch den Sonnenuntergang bestaunen will, sollte danach zeitnah den Abstieg beginnen oder eine Taschenlampe mitbringen. Denn beleuchtet ist die Halde nicht. Im Gegensatz zum Tetraeder selbst, welcher nachts angeleuchtet wird.

Einmal oben angekommen, denkt man leicht an eine Mondlandschaft. Die Halde selbst ist zwar begrünt, auf dem Plateau liegt allerdings Schotter und der Tetraeder ragt in den Himmel auf. Aliens gab es hier übrigens wirklich mal. Aus Schotter zwar, aber beeindruckend sahen die Bilder allemal aus. Fanden nur die Behörden leider nicht und ließen die Bilder wieder mit dem Bagger entfernen.

Auf insgesamt 3 Aussichtsplattformen in bis zu 38 Meter Höhe hat man sicher einen tollen Ausblick auf den Pott. Wenn man schwindelfrei ist und es nicht stört, dass die Treppen etwas schwanken. Mich störte das und meine Höhenangst half da auch nicht weiter. Aber auch von unten sieht er nett aus. Und der Ausblick von der Halde in immerhin 80 Meter Höhe ist auch nicht zu verachten.

Roboterkreatur auf der Halde/ Extraschicht 2019
Neben dem jährlichen Treppenlauf finden auf der Halde immer mal wieder Veranstaltungen statt. In diesem Jahr zum Beispiel bei der ExtraSchicht. Die besondere Atmosphäre wurde thematisch aufgefasst und neben skurrilen Robotern und außerirdisch anmutenden Gestalten gab es eine Höhenshow mit Artisten. Sehr schön. Auch wenn aufgrund der Trockenheit das Feuerwerk ausfallen musste. Aber man konnte das Feuerwerk anderer Spielorte gut sehen.

Aber auch ohne Show lässt es sich dort gut aushalten. Nebenan liegt die Skihalle Bottrop. Weiter kann man Essen, Oberhausen und Gelsenkirchen mit einigen Landmarken sehen und bei guten Wetter kann man auch einen Blick auf Duisburg und Düsseldorf werfen.

Parken kann man am Fuß der Halde kostenlos. Verpflegung sollte man sich einpacken. Bänke gibt es auf der Halde aber weder Gastronomie oder Toiletten.

So, Petrus meint es hier heute noch einmal gut. Die Terrasse ruft und möchte von Verblühtem und zu groß Gewachsenem befreit werden.

Und in 100 Tagen ist übrigens Weihnachten. Nicht vergessen 😁

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

12 vom 12.4.2023

Palim-Palim

WMDEDGT 04/23