(K)Ein Ende in Sicht?

Noch zweieinhalb Wochen bis zum Urlaub. Und ich bleibe dabei, ich geh dann in den Urlaub. Terminanfragen, die jetzt noch kommen und nicht brandeilig sind, werden mit dem Hinweis beantwortet, dass ich ab dem 11.8. noch Termine freihabe. Was in der Regel ungläubige Rückfragen zur Folge hat. Nein, ich habe mich nicht vertippt. Ab 11.8. wieder.

So traf es auch einen Kollegen gestern, der spät noch ganz dringend sprechen musste und ich ihn in die frühen Morgenstunden verwies. Er schickte auch brav Agenda und Unterlagen. Nur dringend war da nix. Ich klickt also gegen Mitternacht als eine (so dachte ich) letzte Amtshandlung auf Ablehnen. Andererseits ist das ein Team, dass sich gerade formt und von deren Performance auch für mein Team viel abhängt. Also riskierte ich einen Blick in die Unterlagen. Und es traf mich der Schlag. Dieses Team hat noch einen weiten Weg vor sich. In alter Manier wollte ich eine Prügel-Mail verfassen, besann mich dann aber meines Alters und meiner Position und schrieb eine gute halbe Stunde (fast) sachliches Feedback. Denn wenn es denen nicht beigebracht wird, hab ich auch nix gewonnen. Auch wenn es nicht meine Aufgabe ist, die zu trainieren. Zum goldenen Abschluss bat ich meinen Chef um kurz vor eins um ein dringendes Gespräch zu diesem Team am Morgen. 

Dem kam er am nächsten Morgen auch nach, mit dem Hinweis, wir sollen doch so spät nicht arbeiten. Meine warnend sich hebende Augenbraue ersparte mir weitere Worte, er kippt ja immer lustig nach. Ich kanns auch gern liegen lassen. Ne, will er ja auch nicht. 

Die Situation zwischen meinem Chef und mir ist seit einer Weile etwas gespalten. Eigentlich findet er gut was ich tue, denn wenn die Projekte nicht laufen, brennt die Hölle. Dennoch kippt er viel zusätzliches Zeug bei mir ein. Kann man dann so interpretieren, dass er mir traut oder auch, dass er denkt ich bin halt so dämlich und mach das immer mit. Nur Danke höre ich in der vergangenen Zeit nicht mehr so oft. Und das nervt mich.     

Wir hatten vor ein paar Wochen einen heftigen Disput, weil Grenzen extrem verletzt wurden und ich das auch sehr klar gemacht habe. Und er hat sich auch entschuldigt. Aber es scheint ein Knacks da zu sein. Als er mir dann noch erzählte, dass er mit unserem Konzernchef meine Personalie diskutiert hat (CEO: Sie kann mehr, lass sie machen. Mein Chef: Nö, noch nicht), gefolgt von in manchen Themen an die kurze Leine gelegt zu werden, da wurde ich langsam sauer. Und ich kann dann ja sehr trotzig werden, stattdessen wurde ich stiller. Und das hat er gemerkt. Er hat aber auch gemerkt, dass ich immer noch die Bälle einfange, für andere den Allerwertesten hinhalte und meinen Stall mit allem verteidige. Und das andere das nicht tun, selbst für ihren eigenen Bereich nicht.

Mein Chef ist ein Ego, er kann sich zwar entschuldigen, gibt aber grundsätzliche Dinge nicht zu. Das kann er nicht. Und er hat falsche Entscheidungen getroffen. Für die ich mächtig bluten muss. Gleichzeitig lässt er durchblicken, dass er mir manche Themen nicht zutraut. Ich kann nämlich richtig eklig werden, wenn mir was nicht passt. Ich weiß das aber auch wohldosiert einzusetzen. Mein Chef meint aber, ich wäre immer so. Bis vor kurzen gleich zwei Mal eine sehr dumme Situation passierte, sämtliche Beteiligte paralysiert dastanden und ich mit Nerven aus in der Hölle geschmiedeten Drahtseilen das Ding ins Trockene brachte. Da hat er mal meine andere Seite gesehen. Und das auch offen zugegeben, dass er da seine Meinung über mich geändert hat. Und hat auch durchblicken lassen, dass es noch ein paar Fehler zu beheben gilt. So indirekt er das halt zugeben konnte.

Nunja, was soll ich sagen. Es hatte prompt noch mehr Arbeit für mich zur Folge. Zwar bekomme ich damit die Möglichkeit, Dinge an der Basis zu ändern. Aber es ist auch eine Schlangengrube, in die ich da muss und ich hasse Politik. Ich denke aber auch, es ist meine Chance zu zeigen, dass ich mehr kann. Oder zumindest den falschen Ruf endgültig loszuwerden. Auch wird man sich fragen, warum ich da auftrete und nicht andere mit einem tollen Titel und einem dickeren Gehalt. 

Nur hoffe ich auch, dass sich daraus nicht eine dauerhafte Erwartungshaltung ergibt. Den Stuhl der anderen will ich nämlich nicht und ich kenne das aus der Vergangenheit, plötzlich wird man in eine Richtung geschubst, in die man nicht will.

Jedenfalls wird es vor dem Urlaub noch mal spannend und das nächste Wochenende ist mal wieder Arbeit angesagt. Aber dann. Dann geh ich in den Urlaub und wenn die Welt untergeht und tote Einhörner vom Himmel fallen. Die kann ich dann immer noch beerdigen. Nach meinem Urlaub.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel



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