Meine Daten, deine Daten

Ich glaube, in den letzten Jahren ist kaum ein Thema so leidenschaftlich diskutiert worden, wie der Datenschutz. Haben wir früher ohne groß nachzudenken unsere Daten fleißig in Telefonbüchern, Gewinnspielkarten und der Gleichen eingetragen, hat spätestens das Internet dazu geführt, dass Daten schneller und weiter getragen werden. Und nicht immer nur an Menschen, die uns angeblich Autos, Reisen und Geld schenken wollen.

Corona hat das Thema mal wieder richtig befeuert. Denn während in 2018 im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) die Datenhaltung noch strenger limitiert wurde, ging die Rolle zuletzt eher rückwärts. Um möglichst schnell Daten im Sinne der Infektionseindämmung sammeln zu können, griff man sogar wieder auf Stift und Papier zurück und auch die neue Corona-Warn-App führte zu vielen Diskussionen. Die Menschen fühlen sich überwacht und fürchten um persönliche Freiheit.

Nun sollte man das Thema Datenschutz natürlich keinesfalls wieder über Bord werfen. Jedoch muss ich auch immer mal wieder schmunzeln, wie jeder einzelne das auslegt. Bestes Beispiel: Ich habe in den letzten Wochen mangels stattfindender Flohmärkte ja nach Online-Verkaufsplattformen gesucht. Bei manchen gibt es geschlossene Systeme mit Käuferschutz. Um die damit verbundenen Kosten zu umgehen, weichen die Leute gern auf Paypal (und hier speziell auf das Modell Friends, welches für den Handel nicht gedacht ist) oder direkte Überweisung aus. Heißt, es werden hier teils sehr empfindliche Daten mit Fremden getauscht. Um ein paar Cent Gebühr zu sparen. Das Verständnis, wenn ich die Herausgabe meiner Bankdaten ablehnte, war sehr gering. Oft kam die Frage, was da schon passieren sollte.

Ja, was soll da passieren? Auf meinem Konto ist mein Geld. Mehr bräuchte man wohl nicht erklären.

Mit Bankdaten kann man Bezahlungen veranlassen. Nicht immer, speziell bei kleinen Beträgen, wird geprüft, ob es sich wirklich um den Konto-Inhaber handelt. Selbst wenn der Käufer meine Daten nicht missbraucht, wenn aber z.B. dessen Email-Konto gehackt wird und die Person meine Daten nicht vernünftig gelöscht hat, dann sind meine Daten im Umlauf. Je mehr ich verkaufe und entsprechend meine Daten verstreue, umso größer die Gefahr, dass Unbefugte damit Quatsch machen können. Ich bin ehrlich gesagt verwundert, dass offensichtlich viele Leute das so locker sehen.

Denn Emailadressen nebst Passwörtern wurden so manches mal zu tausenden schon im Netz zur Verfügung gestellt. Auch ich bekam schon Emails mit alten Passwörtern im Betreff. Allerdings tausche ich Passwörter regelmäßig aus, also habe ich nur herzhaft über die damit verbundene Drohmail gelacht. Aber wenn ich das PW nicht  getauscht hätte, hätte die Person rein theoretisch alles lesen und missbrauchen können, was in meinem Eingang war. Übrigens, nicht nur um sich vor Missbrauch zu schützen, sollte man öfter mal alte Mails löschen. Es ist auch ein riesiger Energieverbrauch nötig, um die Mails auf Servern vorzuhalten. Greta wird euch in ihr Nachtgebet einschließen.

Ebenfalls ein nettes Beispiel zum Thema Daten ist Google. Als Corona los ging, wurde das Thema Bewegungsdaten sehr populär. Und von wem kamen die Daten? Ohne Google kann man viele Services im Netz nur erschwert oder gar nicht nutzen. Und wer hat sich denn da wirklich schon mal die AGB durchgelesen? Google weiß eine ganze Menge von uns. Und nicht erst seit Corona. Aber aus Bequemlichkeit ist es dann akzeptabel. Ich bin da keine Ausnahme, aber ich bin mir dessen bewusst (ich lese tatsächlich AGBs). Wichtig ist vor allem, dass man einen Überblick behält, welche Daten wo und wie lange liegen und wenn es mal nicht mehr nötig ist, dass man die Löschung vornimmt, bzw. veranlasst. Trotz DSGVO. Das ist mit Aufwand verbunden, aber ich lasse meine Ordner mit persönlichen Unterlagen ja auch nicht auf der Straße liegen.

Wenn man aber nun schon den großen Datenkraken der Welt sein Einverständnis gegeben hat, jede Bewegung im Netz und der realen Welt zu tracken, muss sich dann über eine Corona-App wohl nicht mehr aufregen. Denn immerhin werden hier anonymisierte Daten verarbeitet und zwar zum Wohle der Allgemeinheit und nicht, um damit Geld zu verdienen.

Am Ende muss sich wohl jeder selbst die Frage stellen, welchen Vor- oder Nachteil die Herausgabe von persönlichen Daten hat. Es muss gar nicht immer so kompliziert sein. So Themen wie Geburtstags- oder Telefonlisten im Büro, die endlos auf irgendwelchen Servern liegen, sind ebenfalls ein gutes Beispiel. Oder in private Ordner abgelegte Emails mit Kundendaten, etc. Genau das war und ist immer noch eine riesige Herausforderung für die Datenschützer in den Unternehmen.

In meinem Bereich gibt es immer wieder Diskussionen wie detailliert Projektlisten, speziell bei Ressourcen und damit verbundenen Namen, sein müssen. Denn auch Arbeitnehmer haben das Recht Auskunft zu verlangen, wo welche Daten von ihnen gespeichert sind. Ich bin aber auch meist die einzige Projektleiterin, die solche Dinge anmerkt. Wenn ich überlege, wo ich meinen Namen allein schon überall in Dokumenten gesehen habe, die durch viele Hände und (auch externe) Postkörbe gingen. Das wäre für den besten Detektiv nicht mehr nachvollziehbar, was mit den Daten passiert ist. Wichtig ist, sich weiterhin stets zu Fragen, welche Daten wirklich nötig sind. Und wie man diese Daten möglichst gut vor Missbrauch schützen kann. Denn ganz ohne Datenherausgabe ist die digitale Welt kaum zu bewältigen.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel





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