Das Ende naht

Nicht nur das Jahr und das Jahrzehnt gehen zu Ende. Auch für die Zivilisation sieht es nicht gut aus. Wie immer, wenn die Läden mal für einen Tag schließen. Was auch nicht mal ganz richtig ist, denn hier im Pott würde man Dank Tankstellen, Lieferdiensten und Bahnhofssupermärkten auch an Feiertagen niemals verhungern.

Das scheint aber nicht allen bekannt zu sein. Also kann man an den Tagen vor den Tagen ganze Sozialstudien in und um Supermärkte herum betreiben.

Und ja, ich gebe zu, auch ich hätte heute nicht in den Konsumtempel gemusst. Die reine Gier nach bestimmten Gütern trieb mich dorthin. Das einzige was wirklich fehlte, Klopapier, hätte ich auch bei Tante Emma um die Ecke bekommen. Gut, zwischen den Tagen lagen dieses Mal auch immerhin 3,5 Tage zum Einkaufen. Also hielt ich es für relativ unverfänglich heute am frühen Nachmittag auf Beutezug zu gehen. FEHLER!

Schon auf dem Weg dorthin ein Omen. Aus dem Nichts fiel ein riesiger Ast vom Baum und genau vor mein Auto. Immerhin nicht aufs Dach, dachte ich mir. Stieg aus und schleppte das Ding von der Fahrbahn. Die edlen Ritter hatten mal wieder Ferien und eilten in ihren Fuhrwerken an mir vorbei. Auch als ich wieder einsteigen musste, konnten sie nicht mal eine Sekunde warten. Ich riss also meine Tür soweit auf, dass wenigstens hinter mir jemand dann sein Hirn einschaltete und mal kurz wartete.

Schon mehrere hundert Meter vor dem Parkplatz dann Stau. Sobald ich in Sichtweite kam, wurde es mir endgültig klar. Hier geht gar nichts mehr. Nicht nur sämtlich Parkplätze waren voll, sondern auch die Fahrspuren von und zu selbigen. Der typische Vakuumeffekt. Nichts geht mehr rein oder raus. Also illegale Wende über die Gegenfahrbahn und auf zu Konsumtempel Nummer zwei. Auch hier ließ sich schon von der Autobahn erahnen, dass ich nicht die einzige Kaufwillige sein würde, aber immerhin, es waren noch Parkplätze vorhanden. Sogar in der ersten Reihe für mich 😁

Prompt folgte die Ernüchterung. KEIN EINZIGER Einkaufswagen mehr weit und breit zu kriegen. Aber ich musste nicht lang warten und konnte den leeren Wagen eines Abreisenden übernehmen.

Im Markt wurde mal wieder schlagartig klar, warum diese Kette seit Jahren rote Zahlen schreibt. Gewisse Artikel sind vor Feiertagen nun mal stärker gefragt. Brötchen und Baguette zum Beispiel. Das weiß auch ich ohne Einzelhandelsausbildung. Und die halten ja auch locker mal zwei bis drei Wochen in der Verpackung und verkaufen sich prima auch nächste Woche noch. Und ich war ja nun auch nicht fünf vor Ladenschluss da. Trotzdem gähnende Leere in den Regalen. Fehlte nur noch ein vorbeirollender Steppenläufer. Wobei Marktforscher auch ihre helle Freude gehabt hätten, denn nur Chia- und Kartoffelbrötchen wollte wohl keiner haben. Und statt der üblichen sechs glücklichen Eier musste ich dann auf zehn (dem Preis nach) himmelhochjauchzende Minieier ausweichen. Andere nicht mehr vorhandene Waren deklarierte ich als nicht lebensnotwendig und reihte mich in den Sog Richtung Kasse ein.

Zwei Mal wurde ich von Einkaufswagen so angerempelt, dass es blaue Flecken geben wird und an der Kasse schoss dann ein ungeduldiger Mensch den Vogel ab. Unter Einsatz seiner Ellenbogen kämpfte er sich durch die wartende Menge um sich am Band an inkonsequent aussehende Damen zu wenden, ob er mit seinem einen Teil vorgehen dürfte. Das fanden diverse Menschen hinter ihm schon recht frech. Rufe wurden laut. Und prompt las ihm eine Dame die Leviten und wies ihn darauf hin, dass er nicht zwanzig Leute überholen könne um sie dann zu fragen. Schimpfend zog der Abgewiesene von Dannen und ich erwog schon Beifall zu klatschen. Da rüpelte sich der Herr dann an der nächsten Kasse nach vorn und fand tatsächlich ein Opfer. War vielleicht auch besser so, sonst hätte er beim Nächsten Versuch sicher Haue bekommen.

Das sind so Momente wo ich mir denke, wenn Manschen schon vor Feiertagen jede Manieren vergessen, was wäre, wenn wirklich mal was passieren würde und die Leute sich mit Vorräten eindecken müssten? Das würde vermutlich sofort in Krieg ausarten...

Bei Tante Emma gab es dann prompt noch die ersehnten Baguettebrote. Schön in zusätzlichen Kisten gestapelt. Da hatte man mitgedacht. Vor dem Bäcker entschloss ich mich dann spontan meine Silversterberliner schon heute mitzunehmen. Denn ich gehe Morgen sicherlich nicht noch einmal freiwillig in die Nähe irgendwelcher Lebensmittelverkaufsstellen.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich mal wieder das Thema Umzug auf eine einsame Insel in Angriff nehmen wollte. Da lasse ich mir dann alles von Lieferdienst bringen. Sollen die sch doch mit den Horden rumschlagen.

Viele Grüße aus Crazytown Ruhr York

Pottnudel


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