Samstag, 27. Juni 2020

Meine Daten, deine Daten

Ich glaube, in den letzten Jahren ist kaum ein Thema so leidenschaftlich diskutiert worden, wie der Datenschutz. Haben wir früher ohne groß nachzudenken unsere Daten fleißig in Telefonbüchern, Gewinnspielkarten und der Gleichen eingetragen, hat spätestens das Internet dazu geführt, dass Daten schneller und weiter getragen werden. Und nicht immer nur an Menschen, die uns angeblich Autos, Reisen und Geld schenken wollen.

Corona hat das Thema mal wieder richtig befeuert. Denn während in 2018 im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) die Datenhaltung noch strenger limitiert wurde, ging die Rolle zuletzt eher rückwärts. Um möglichst schnell Daten im Sinne der Infektionseindämmung sammeln zu können, griff man sogar wieder auf Stift und Papier zurück und auch die neue Corona-Warn-App führte zu vielen Diskussionen. Die Menschen fühlen sich überwacht und fürchten um persönliche Freiheit.

Nun sollte man das Thema Datenschutz natürlich keinesfalls wieder über Bord werfen. Jedoch muss ich auch immer mal wieder schmunzeln, wie jeder einzelne das auslegt. Bestes Beispiel: Ich habe in den letzten Wochen mangels stattfindender Flohmärkte ja nach Online-Verkaufsplattformen gesucht. Bei manchen gibt es geschlossene Systeme mit Käuferschutz. Um die damit verbundenen Kosten zu umgehen, weichen die Leute gern auf Paypal (und hier speziell auf das Modell Friends, welches für den Handel nicht gedacht ist) oder direkte Überweisung aus. Heißt, es werden hier teils sehr empfindliche Daten mit Fremden getauscht. Um ein paar Cent Gebühr zu sparen. Das Verständnis, wenn ich die Herausgabe meiner Bankdaten ablehnte, war sehr gering. Oft kam die Frage, was da schon passieren sollte.

Ja, was soll da passieren? Auf meinem Konto ist mein Geld. Mehr bräuchte man wohl nicht erklären.

Mit Bankdaten kann man Bezahlungen veranlassen. Nicht immer, speziell bei kleinen Beträgen, wird geprüft, ob es sich wirklich um den Konto-Inhaber handelt. Selbst wenn der Käufer meine Daten nicht missbraucht, wenn aber z.B. dessen Email-Konto gehackt wird und die Person meine Daten nicht vernünftig gelöscht hat, dann sind meine Daten im Umlauf. Je mehr ich verkaufe und entsprechend meine Daten verstreue, umso größer die Gefahr, dass Unbefugte damit Quatsch machen können. Ich bin ehrlich gesagt verwundert, dass offensichtlich viele Leute das so locker sehen.

Denn Emailadressen nebst Passwörtern wurden so manches mal zu tausenden schon im Netz zur Verfügung gestellt. Auch ich bekam schon Emails mit alten Passwörtern im Betreff. Allerdings tausche ich Passwörter regelmäßig aus, also habe ich nur herzhaft über die damit verbundene Drohmail gelacht. Aber wenn ich das PW nicht  getauscht hätte, hätte die Person rein theoretisch alles lesen und missbrauchen können, was in meinem Eingang war. Übrigens, nicht nur um sich vor Missbrauch zu schützen, sollte man öfter mal alte Mails löschen. Es ist auch ein riesiger Energieverbrauch nötig, um die Mails auf Servern vorzuhalten. Greta wird euch in ihr Nachtgebet einschließen.

Ebenfalls ein nettes Beispiel zum Thema Daten ist Google. Als Corona los ging, wurde das Thema Bewegungsdaten sehr populär. Und von wem kamen die Daten? Ohne Google kann man viele Services im Netz nur erschwert oder gar nicht nutzen. Und wer hat sich denn da wirklich schon mal die AGB durchgelesen? Google weiß eine ganze Menge von uns. Und nicht erst seit Corona. Aber aus Bequemlichkeit ist es dann akzeptabel. Ich bin da keine Ausnahme, aber ich bin mir dessen bewusst (ich lese tatsächlich AGBs). Wichtig ist vor allem, dass man einen Überblick behält, welche Daten wo und wie lange liegen und wenn es mal nicht mehr nötig ist, dass man die Löschung vornimmt, bzw. veranlasst. Trotz DSGVO. Das ist mit Aufwand verbunden, aber ich lasse meine Ordner mit persönlichen Unterlagen ja auch nicht auf der Straße liegen.

Wenn man aber nun schon den großen Datenkraken der Welt sein Einverständnis gegeben hat, jede Bewegung im Netz und der realen Welt zu tracken, muss sich dann über eine Corona-App wohl nicht mehr aufregen. Denn immerhin werden hier anonymisierte Daten verarbeitet und zwar zum Wohle der Allgemeinheit und nicht, um damit Geld zu verdienen.

Am Ende muss sich wohl jeder selbst die Frage stellen, welchen Vor- oder Nachteil die Herausgabe von persönlichen Daten hat. Es muss gar nicht immer so kompliziert sein. So Themen wie Geburtstags- oder Telefonlisten im Büro, die endlos auf irgendwelchen Servern liegen, sind ebenfalls ein gutes Beispiel. Oder in private Ordner abgelegte Emails mit Kundendaten, etc. Genau das war und ist immer noch eine riesige Herausforderung für die Datenschützer in den Unternehmen.

In meinem Bereich gibt es immer wieder Diskussionen wie detailliert Projektlisten, speziell bei Ressourcen und damit verbundenen Namen, sein müssen. Denn auch Arbeitnehmer haben das Recht Auskunft zu verlangen, wo welche Daten von ihnen gespeichert sind. Ich bin aber auch meist die einzige Projektleiterin, die solche Dinge anmerkt. Wenn ich überlege, wo ich meinen Namen allein schon überall in Dokumenten gesehen habe, die durch viele Hände und (auch externe) Postkörbe gingen. Das wäre für den besten Detektiv nicht mehr nachvollziehbar, was mit den Daten passiert ist. Wichtig ist, sich weiterhin stets zu Fragen, welche Daten wirklich nötig sind. Und wie man diese Daten möglichst gut vor Missbrauch schützen kann. Denn ganz ohne Datenherausgabe ist die digitale Welt kaum zu bewältigen.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel





Montag, 22. Juni 2020

Generation Großmaul

Wenn meine Oma früher sagte: "Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben", dann musste ich immer grinsen. Heute muss ich das bei dem Satz immer noch, zumindest innerlich. Aber heute kommt er eben nicht  mehr von Oma, sondern gern auch mal von mir.

Ich würde mich zwar noch nicht zu den Greisen zählen, aber auch ich merke schon deutlich, dass nachfolgende Generationen anders ticken, als ich. Und zwar nicht immer auf eine Art, die mir gefällt. Und offensichtlich bilde ich mir das auch nicht ein. Die Zeitungen (und zwar ausdrücklich nicht die Blöd-Zeitung) sind jeden Tag voll von Meldungen von Schlägereien mit Polizei-Beteiligung. Speziell auch hier im Pott. Mindestens ein mal die Woche geistert ein Video durch mein Social-Media-Netz, wo auf die bösen Bullen geschimpft wird, die dann gern bei einer Rangelei o.ä. gezeigt werden.

Ist die Polizei wirklich so gewalttätig geworden? Also mein Gefühl ist da eher, dass aufgrund der deeskalierenden Taktik sich unsere Gesetzeshüter ziemlich oft verarschen lassen müssen. Und ich will hier bewusst nicht die USA als Vergleich ran ziehen, das ist eine andere Geschichte (oder auch nicht?). Aber ich kann das auch mit vielen anderen Ländern vergleichen. Spanien zum Beispiel. Der Auftritt der dortigen Polizei strahlt Dominanz pur aus. Schon als Kind bin ich immer sehr kleinlaut geworden, wenn ich die Policia Local oder Guardia Civil gesehen habe. Und wenn da einer quer schlägt, gibts da auch kein pardon. Ähnlich habe ich die Polizei in vielen anderen Ländern erlebt. In Deutschland hingegen bin ich mit freundlich grinsenden, bunten Ausmalbildern der Ordnungshüter groß geworden. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Von Kindesbeinen an. Nicht, dass mir nicht klar war, dass man mit der Polizei keine Späße macht. Aber so Respekt einflößend, wie die Gesetzeshüter in anderen Ländern, kamen mir unsere Beamten nie vor.

Und vielleicht ist das auch schon Teil des Problems. Die Werte, mit denen ich aufgewachsen bin, haben sich deutlich verändert. Freundlichkeit wird heute gern mal mit Schwäche verwechselt. Wer die Muskeln spielen lässt oder an der Ampel seine PS sprechen lässt, ist der Held. Schau euch mal die Trends bei Youtube an. Höher, schneller, weiter, dreister. Nett? Ist der kleiner Bruder von...

Das Jungvolk heutzutage hat endlose Möglichkeiten, im Vergleich zu meiner Generation. Und wir waren auch schon deutlich besser dran, als unsere Eltern oder Großeltern. Aber noch nie war die Welt so schnell, komplex und unstetig. Heute groß werden, ist sicher nicht leicht. Speziell, wenn der Support von Zuhause fehlt und man stattdessen Anerkennung bei Gleichaltrigen sucht. Und sich dann gegenseitig hochschaukelt.

Ich würde gar nicht mal sagen, dass die heutige Elterngeneration keine Werte mehr mitbekommen hat. Dennoch kommt da scheinbar zunehmend nichts mehr beim Nachwuchs an. Gut, ich wohne auch in einer recht speziellen Gegend. Auf dem Land mag das noch ganz anders aussehen. Aber auch BaWü hat so gar nicht mit dem Krawall gestern im Ländle gerechnet. Und trotzdem hat es da gewaltig geknallt.

Nun gehen ja schon seit ein paar Wochen die Videos aus den USA um und die Kids sehen, dass die Cops da auch oft einstecken mussten. Nur, dass es sich da um viele Generationen von massivem Rassismus und Ungerechtigkeiten handelt, die sich gerade entladen. Und Gewalt auch keine Antwort ist. Aber die Kids sehen das und wollen mal wieder cool sein und haben den Bezug zur Sache nicht. Und scheinbar doch auch eine Menge Frust im Bauch.

Denn von dem generellen Verlust an Respekt in der Gesellschaft mal ab. Auch in Deutschland gibt es seit langer Zeit Ausgrenzungen gegen Familien mit Migrationshintergrund. Und die jüngeren Generationen haben schlicht keinen Bock mehr, sich in dem Land, in dem sie geboren wurden, wie Aussätzige behandeln zu lassen. Klar, Integration ist keine Einbahnstraße und es gibt genug, die sich nicht integrieren wollen. Aber auch die Politik hat das Problem seit zu langer Zeit verdrängt. Nun sind Lager entstanden. Und sie erfordern zunehmend die Aufmerksamkeit der Polizei. Besonders dann, wenn rivalisierende Gruppen die Probleme lieber "unter sich" klären wollen. Hier gibt es kulturelle Gräben, die sich mit deutscher Freundlichkeit und Deeskalation nicht mehr lösen lassen. Das muss auch die Polizei erst lernen.

Generell ist es in Deutschland Trend sich von der Masse abzusondern. Denn die Deutschen haben zwar in 2006 einen kleinen Boost in Sachen Nationalstolz bekommen, aber was unsere Großeltern totschwiegen, konnten unser Eltern auch nicht aufarbeiten. Meine Generation wurde mit einer Welle der Aufarbeitung fast erstickt. Aber eine Identität kam dabei nicht zustande. Also sucht man andernorts Zugehörigkeit, nicht nur als Migrant. Man ist Hooligan, Katholik, Influencer und weiß der Henker was. Aber in der Mitte scheint es keine gemeinsame Schnittmenge an Werten und Moral zu geben. Aber genau das macht eine Gesellschaft aus. Und da hilft es auch nicht, deutsche Traditionen kulturell glatt ziehen zu wollen. Integrationsgräben entstehen nicht durch die vorhandene Kultur, sondern wenn man die Hinzukommenden nicht einbezieht. Und durch Verweigerung der Anerkennung der neu hinzukommenden Kultur. 

Dann ist unsere Welt inzwischen auch zum Dorf geworden, weil alle vernetzt sind und Grenzen kaum mehr spürbar. Aber das Netz hat uns auch enthemmt, da wir dort rumtrollen können, wie wir wollen. Und das scheint in die reale Welt abzufärben. Pöbeln, beleidigen, sich schlecht benehmen. Diese Tendenz wächst gefühlt seit Jahren.

Ich bin noch in einer recht ländlichen Region aufgewachsen. Wenn wir Mist gemacht haben, wusste jeder aus welchem Stall wir kamen. Das war schon definitiv eine regulierende Situation. Aber auch, wenn man uns nicht kannte. Gut, an Gott hab ich nie geglaubt, aber man wollte doch durchaus zeigen, dass man aus gutem Hause kam. Ich glaub, das ist mir heute früh erst bewusst geworden. Hört sich jetzt vielleicht doof an, aber ich habe "Unsere kleine Farm" geschaut. Ja, sehr schmalzige Serie, aber auch sehr nostalgisch. Jedenfalls gab es da eine Szene, in der Laura von ihrer Mutter aufgefordert wird, sich für eine Missetat zu entschuldigen. Und es lodert in dem Mädchen, sie will das nicht tun. Aber sie tut es, denn sonst würde es auf ihre Mutter zurück fallen, die sie sehr respektiert und niemals schlecht dastehen lassen würde.

Und da dachte ich so bei mir. Wie ist das mit den randalierenden Gören? Fürchten die nicht, was ihre Eltern von ihnen denken? Oder finden die Eltern es vielleicht gar nicht mehr schlimm, wenn ihr Nachwuchs sich vor Gericht verantworten muss? Oder fehlt es heute einfach an so moralisch erhobenen Zeigefingern? Von den Kardashians und diesen Möchtegern-Rappern, lernen die Kids solche Sachen ja eher nicht.

Ich wusste damals genau, was mir geblüht hätte. Auch ohne TV-Erziehung. Allein deshalb wäre ich nie auf die Idee gekommen, Steine auf Polizisten zu werfen. Oder auf sonst jemanden. Das war mir schon im Kindergarten erklärt worden, dass man so etwas nicht tut.

Aber gut, bei mir war es ja auch noch der Freund und Helfer. Die Kids sehen im Netz heute vermeintliche Übergriffe der Ordnungsmacht. Weil kaum einer gelernt hat, Gesehenes zu hinterfragen. Denn dann würde man nicht selten auch das ungeschnittene Video finden, wo sich eben jene Polizisten beschimpfen, bespucken und bewerfen lassen müssen, bevor sie dann durchgreifen. Nicht selten wird es auch als cool angesehen, sich mit der Polizei zu battlen. Der Kumpel filmt mit und setzt es ins Netz. Die Polizei wird zum Sparringspartner für durchgeknallte Halbstarke.

Bis einer heult.

Und dann ist es die böse Polizei, die gegen Linke oder Ausländer oder was auch immer für eine Gruppe ist. Denn es ist so verdammt einfach auf Opfer zu machen in unserem Land. Denn wenn dann noch einer was sagt, sind das alles gleich Nazis. Und schon zucken alle zusammen.

Generell ist die Forderung nach dem individuellen Recht und Wohlbefinden heute etwas, was zum Teil schon in perverser Form erzwungen wird. Die Gemeinschaft oder Rücksicht auf andere sind den Egomanen egal. Hauptsache ich, ich, ich!

Ich kann auch nicht beurteilen, wie viele Polizisten rechtes Gedankengut haben oder einem Clan nahe stehen oder Drogen nehmen oder ihre Frau schlagen. Schwarze Schafe gibt es überall. Aber vor allem ist unsere Polizei der Prügelknabe für die Dinge, die in unserer Gesellschaft schief gehen. Denn sie setzen Gesetze nur durch. Wo keine sind, ist keine Handhabe. Wo die Politik die gesellschaftlichen Probleme ignoriert und nicht handelt, muss die Polizei es ausbaden. Und wo zunehmend kein Respekt mehr vorhanden ist, muss auch schon mal härter zugegriffen werden. Die Polizei hat das verdammt Recht Personen zu kontrollieren. Und wenn die Polizei sagt: "Stehen bleiben", ist das verdammt nochmal keine Aufforderung zum Ringkampf.

Herr Seehofer sprach heute ganz im Stile seiner Generation von harten Strafen als Erziehungsmaßnahme. Und ich bin auch kein Fan von Abenteuer-Pädagogik, aber das Ziel kann es nicht sein, zu warten bis es kracht und die Aggressoren dann weg zu sperren. Zumal die Angst vor Strafe ja auch zunehmend nicht mehr da ist. Wer so richtig cool sein will, muss mal gesessen haben.

Die Ursachen für die Probleme müssen endlich mal ehrlich benannt werden und dann kein Fingerpointing, sondern anpacken. Sonst wird sich die gesellschaftliche Situation nicht ändern. Zumindest nicht zum besseren.

Deutschland ist ein Schmelztiegel. Und ich finde das gut. Aber es muss uns auch gelingen gemeinsame Werte und Regeln zu haben. Etwas auf das wir alle stolz sein können und gemeinsam bewahren wollen.

Und dann malen die Kids vielleicht auch lieber wieder freundliche Bilder von Polizisten, anstatt ACAB an die Wände zu schmieren.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel

PS: Bei aller Meinungsfreiheit und freier Presse und so. Auch der Journalismus kennt Grundwerte. Und wer Menschen, die ihren Job machen, auf den Müll werfen will, muss sich über das Echo nicht wundern. Auch wenn man selbst Opfer von Rassismus wurde. Man kann nicht nach Veränderung rufen und dann selbst das tun, wofür man andere verurteilt. Auch hier zitiere ich gern nochmals meine Oma. Was du nicht willst, das man dir tu...



Sonntag, 21. Juni 2020

Sommerduft

Ich liebe ja Lavendel. Was mal mit ein, zwei Pflänzchen auf der Terrasse angefangen hat, ist inzwischen zur dominierenden Pflanze in meinem Garten geworden. Der Duft ist einfach zu gut. Speziell nach dem Regen riecht es dann immer wie frisch gewaschen.

Der Name des Lavendel stammt übrigens vom lateinischen Wort für waschen (lavare) und schon die alten Römer nahmen die Essenz gern mit in die Wanne.

Nebenbei sieht er mit seinen üppigen lila Blüten auch noch gut aus und die Bienen und Hummeln sind auch ganz verrückt nach dem Zeug. Ich bin ja immer wieder begeistert, wie friedlich die kleinen Brummer um mich herumschwirren, so lang sie nur Nachschub holen können. Keiner piekt oder rempelt. Der Duft in der Sommerluft und das summen. Da fühlt man sich wie im Urlaub.

Heute war es aber leider Zeit für die ersten Pflanzen. Der Sommerschnitt musste her, bevor die Blüten ganz verblüht sind. Denn so ist die Chance auf eine zweite Blüte in ein paar Wochen am Größten.

Aber immerhin blühen meine Lavendel alle ein bisschen versetzt, so dass das geflügelte Volk noch weiter naschen kann, während die anderen Pflanzen nachwachsen. Und damit die noch offenen Blüten noch weiter angeflogen werden können, habe ich die abgeschnittenen Zweige einfach in Gläser mit Wasser gestellt, Mal sehen, ob das angenommen wird. Wenn nicht, sieht es zumindest schön aus. Und es duftet hier jetzt gerade natürlich ganz besonders.

Lavendel soll übrigens auch Spinnen fern halten. Das wissen nur nicht alle Spinnen. Ich bilde mir aber ein, dass im Zuge meiner Lavendel-Offensive weniger der Krabbelviecher auf der Terrasse unterwegs sind. Besonders diese dicken, fiesen Kawenzmänner. Kann aber auch Zufall sein.

Ein Ausflug in die Provence, zu den großen Lavendelfeldern steht bei mir übrigens ganz oben auf der Bucket-List. Aber diesen Sommer geht es nicht in die Ferne. Bis dahin habe ich immerhin ein kleines bisschen Urlaubs-Feeling im heimischen Garten.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel






Donnerstag, 18. Juni 2020

In the Ghetto

Als ich vor gut elf Jahren zum ersten Mal an meinen jetzigen Wohnort kam um mir meine jetzige Wohnung anzusehen, war ich verhalten begeistert. Die Hauptstraße hat zwar einige schöne alte Häuser, die aber alle nicht besonders gepflegt aussehen. Farbe abgeblättert, Fenster vernagelt, teils konnte man sehen, dass alte Ladengeschäfte bis oben hin mit Gerümpel voll gestopft waren. Aber dann ging es in eine kleine Seitenstraße und plötzlich war alles grün, die Häuser frisch gestrichen und eines dieser kernsanierten Häuser war mein neues Domizil.

Fußläufig waren zwei S-Bahnhöfe und diverse Busstopps erreichbar, sowie diverse Geschäfte. Autobahn auch um die Ecke. Und dann hatte mein kleines Nest auch noch einen Garten. Um die Ecke ein kleiner Park. Die Nachbarn kannten sich vorwiegend, man grüßte und hielt kleine Pläuschchen. Wenn irgendwo verdächtige Sachen passierten, warnte man sich Gegenseitig. Alles recht idyllisch, dafür, dass ich in einer großen Stadt wohne.

Über die Jahre wurden viele der Schrottimmobilien an der Hauptstraße weiter sich selbst überlassen, manche wurden neu bezogen. Ein Haus in unmittelbarer Nähe wurde schließlich saniert. Eine Freundin hatte Interesse, also fragte ich mich auf der Baustelle nach dem Vermieter durch. Dieser sprach kein Deutsch, holte mir jemanden ans Telefon, der mir dann erklärte, dass nur Flüchtlinge oder Harzt IV-Mieter gewünscht würden. Ich kratzte mich am Kopf und ging wieder.

Zunehmend verzichtete ich über die Jahre auf die S-Bahn. Denn die in unmittelbarer Nähe fährt so gut wie gar nicht mehr und um die andere zu erreichen muss ich ca. 15 Minuten besagte Hauptstraße entlang laufen. Nachdem ich mehrfach auf dem Weg zur Bahn Zeugin von Prügeleien und Sachbeschädigung wurde und auch manches Mal angepöbelt wurde, wenn ich darum bat mit vorbei zu lassen, wenn der Bürgersteig zur Kneipe umgewandelt wurde, nehme ich inzwischen fast nur noch das Auto. Denn zumindest meine kleine Seitenstraße war immer ruhig nachts und bis auf ein oder zwei Sachbeschädigungen an Nachbarsautos und einem Einbruchsversuch war hier über die Jahre nicht viel passiert. Dann musste ich abends noch mal zum Auto und wurde Zeugin, wie ein Mann eine Frau bei uns in den Zwischengang drängte. Ich sprach die Personen an, die Frau sagte, es sei nichts und ging weiter. Vermutlich Beziehungsstreit?

Dies war nur der erste von weiteren Zwischenfällen, in denen es sowohl lautstarke Auseinandersetzungen als auch Handgreiflichkeiten hier gab. Auch Schlägereien zwischen verschiedenen Kulturen sind hier nicht unüblich, da in unmittelbarer Nähe zwei sich nicht gerade grüne Gruppen aneinander Grenzen. Zu Massenschlägereien kam es auch schon und die Polizei tut nicht wirklich viel dagegen. Es ist auch fast filmreif, wie schnell die Beteiligten sich in Fluchtautos werfen und weg sind, während die Ordnungswächter hinter winken.

Nachts wird die Hauptstraße inzwischen regelmäßig zur Rennstrecke. Oder es fahren hupende Hochzeitskorsos durch die Nachbarschaft. Nachts wohlgemerkt. Der Müll stapelt sich täglich an den Ecken. Ratten tauchen hier besonders nachts auf, da der Supermarkt um die Ecke das tags heruntergefallene Obst und Gemüse nicht aufkehrt.

Eben dieser Supermarkt erfreut sich seit ein paar Jahren zunehmender Beliebtheit, hat aber kaum Parkplätze. Somit wird unsere Straße zugeparkt, Plastiktüten schwirren herum. Die Lieferanten parken in den Stoßzeiten direkt auf der Hauptstraße und verursachen jeden Tag lange Staus.

Abgerundet wird das Bild dann gern mal von Menschen, die Kopfüber in den Hausmülltonnen hängen oder Mitten am Tag gegen die Hauswände pinkeln.

Auch Hubschrauber kommen hier gern mal zum Einsatz. Zuletzt gestern Morgen um vier Uhr, weil die Polizei versuchte einen Serieneinbrecher zu stellen.

Entsprechend groß ist die Fluktuation der Mieter in unserer Straße. Abgesehen von den paar Eigentümern, wohnen hier nur eine handvoll Menschen so lang wie ich. Die Eigentümer sind nicht erfreut, wie sehr der Wert ihrer Immobilien zurück gegangen ist, aufgrund der Abwertung der Gegend. Unser Hausverwalter beklagt, wie schwer es ist vernünftige Mieter hier her zu bekommen. Die Oma von Gegenüber klagt, dass man hier ja gar keinen mehr kennt, so oft, wie Leute wieder weg ziehen. Denn die sanierten Häuser haben gehobenen Stil und sind entsprechend teuer. Aber sie stehen nun mal in einer Gegend, in der man nachts nicht mehr auf die Straße gehen möchte.
 
Es ist schon sehr traurig, wie sich eine nette Nachbarschaft in wenigen Jahren so entwickeln konnte. Auch ich werde bei nächster Gelegenheit meine Koffer packen. Denn ständiger Lärm und Müll aus dem Nebenhaus (der gern aus dem Fenster geworfen wird und dann bei mir im Garten landet) haben auch meine Nerven über die Jahre extrem strapaziert. Und ich fühle mich hier auch nicht mehr sicher.

In der letzten Zeit wurde im Freundeskreis oft diskutiert, ob man überhaupt noch Immobilien in der Stadt kaufen kann, da schon so oft Viertel plötzlich zum Ghetto wurden. Mal ganz davon ab, dass man dort dann nicht mehr Leben will, sinkt auch der Wert des Hauses oder der Wohnung. Das ist auch genau der Grund, warum ich hier nichts kaufe.

Eine Tendenz, dass sich diese Situation wieder bessert, sehe ich kaum. Die Werte des gemeinschaftlichen Zusammenlebens sind zunehmend nicht mehr existent, denn jeder sieht zuerst seine individuellen Bedürfnisse und Rücksichtnahme und Benehmen stehen vorwiegend noch im Duden. Vielleicht sollte man ein Schulfach einrichten, das Grundwerte vermittelt? Denn Zuhause lernen die Kids es ja scheinbar kaum noch.

Ich träume ja weiterhin von meiner einsamen Insel. Ohne Nachbarn in Hör- oder Sehweite.

Viele Grüße aus dem Ghetto

Pottnudel

Freitag, 12. Juni 2020

12 vom 12.6.20

Der Sommer ist wieder da. Eine gute Woche haben die Temperaturen nun unter der 20-Grad-Marke rum gebummelt. Heute gehts dann wieder schnurstracks in Richtung 30 Grad. Das macht wie üblich Kopfschmerzen. Also erstmal eine Tablette einwerfen und kurz wach werden. Mit Blick auf die Terrasse.



Nach ein paar Minuten gehts besser und ich mache mich auf dem Weg in die Küche. Dabei komme ich an den Masken vorbei. Irgendwie ist das ja gerade ein typisches Bild und doch so ungewohnt. Hier rechts im Bild die gewaschenen Masken, die noch unter das Bügeleisen müssen. Links gewaschen, gebügelt und bereit für den nächsten Einsatz. Ich schmeiße übrigens nicht ständig die Kochwäsche an. Ich wasche gründlich per Hand und helfe eben noch mit dem heißen Eisen nach. Ich denke, das geht als sauber durch. Besonders, wenn ich die Medien in den vergangen Tagen verfolgt habe, wo manche Menschen erklärten, sie waschen die Masken ca. alle zwei Wochen mal...



Dann gibts erstmal Frühstück.



Gefolgt von Lungentraining.



Danach ist Blumen gießen angesagt. Dann geht es an den "Schreibtisch". Jobsuche und so.



Als Snack zwischendurch gibt es Meringue. Hatte ich gestern mal ausprobiert. Von mir wird bei Parties und Geburtstagen ja immer Süßes als Mitbringsel verlangt. Demnächst möchte ich mal einen Meringue-Kuchen machen. Bisher hab ich das noch nie ausprobiert und wollte mal sehen, wie das so geht. Funktioniert gut und ist sooo lecker. Innen noch ein bisschen weich, außen knusprig. Yum.



Da die Temperaturen inzwischen Richtung Tropen tendieren, gibts später noch ein Eis. Dazu wird ein bisschen Methoden-Wiederholung (agile) gemacht.



Zum Abendessen gibt es Reste von gestern. Hatte ja letzte Woche schon mal Adobo mit Schwein ausprobiert. Was auch sehr lecker ist, aber es muss halt schon lang kochen und ist nicht eben was für die Linie. Mit Huhn gehts schneller und ist auch lecker. Und eben nicht so fettig.




Und nicht, dass ihr denkt ich esse den ganzen Tag nur 😎 Zwischendurch mache ich immer mal wieder Bewegungpausen. Mit Hanteln, zum Beispiel.



Dann geht das Telefon. Morgen Treffen mit Mitbringseln. Also noch Einkaufszettel schreiben und nebenbei Traditionsgemäß die Simpsons.


Hier sollte längst die Wäsche hängen, aber meine Waschmaschine hat vergessen zu schleudern. Holt sie jetzt gerade noch nach. Da ich schon mal an der Kellertreppe bin, verpasse ich den ganzen fetten Spinnen eins mit dem Schrubber. Hat die Putzfrau mal wieder "vergessen". Die Treppe ist eh schon so niedrig und eng, da brauchts nur eine blöde Bewegung und ich hab die Viecher in den Haaren. Danach krabbelts erstmal eine halbe Stunde (eingebildet) überall. Urgs. Und gleich muss ich da wieder runter...


Noch sehr bemerkenswert finde ich meine Malve. Eigentlich seit Jahren als Unkraut klassifiziert und stets ausgerupft, weiß ich seit letztem Jahr, dass die echt schön blühen. Und nun wird sie langsam riesig groß. Kürzlich hatte sie "Rost". Hab die getupften Blätter alle abgerupft, jetzt gehts scheinbar wieder.


So, damit sinds mal wieder 12. Relativ unspannend, aber da ich noch einen Bazillus auskuriere, ist gerade nicht so viel mit Aktion. Weitere Bildersammlungen gibts wie immer bei Frau Kännchen.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel



Freitag, 5. Juni 2020

WMDEDGT 06/20

Die Zeit rast. Schon wieder ein Monat rum. Aufgrund der Corona- und Job-Sache hab ich irgendwie das Gefühl, das Jahr hat noch gar nicht richtig angefangen. Dabei ist es schon fast wieder halb rum.

Um 6:48 Uhr holt mich die NINA-Sirene aus dem Tiefschlaf. Irgendwo brennt es. Interessiert mich gerade nicht die Bohne. Da die Temperaturen abgestürzt sind, sind die Fenster eh zu. Ich muss mir die App dringend nochmal ansehen. Ich will dieses Geräusch nur dann hören, wenn wirklich die Welt untergeht.

Ich dreh mich nochmal um, aber um halb acht bricht bei meinen Lieblingsnachbarn mal wieder der Krieg aus. Bei dem Versuch Kaffee zu machen, reiße ich fast die halbe Küche ab. Also erst Mal in Ruhe frühstücken, bevor noch wer zu Schaden kommt. Nebenbei schreibe ich einen Einkaufszettel.



Dann parke ich das Auto um. Nachdem gestern Abend mal wieder alles voll war, musste ich halb illegal, halb im Busch parken. Trotz Regen, oder gerade deshalb sieht mein Auto jetzt auch entsprechend aus.

Aber er war dringend nötig, das Wasser von oben. Vorgestern hatte ich noch fix den Rasen gemäht. Zum ersten Mal seit März. Normalerweise müsste ich nach so langer Zeit einen Dschungel roden. Tatsächlich war ich nach ein paar Minuten schon fertig. Gerade mal ein halber Müllsack kam zusammen, davon das meiste immer noch Staub. Der Boden ist steinhart und trocken. Meine Lunge fand die Aktion gar nicht toll. Ein bisschen was von dem eingesähten Gras ist auch aufgegangen. Aber einige Stellen sind immer noch kahl. Das Rotkehlchen kam wie gewohnt sofort an, um nach Würmern zu suchen. Aber da war nix zu finden. Ich hoffe mal, dass der Regen, der noch angesagt ist, auch kommt und mal ein bisschen was wachsen lässt.

Inzwischen halbwegs wach, rufe ich beim Lungenarzt an um einen Folgetermin zu machen. Die nächtliche Messung hat wohl was ergeben und nun soll ich ins Schlaflabor. Da hab ich ja mal Lust zu... Ans Telefon geht aber keiner. Also versuche ich es Montag nochmal.

Weiter gehts zur Online-Kleiderbörse. Die letzten Transaktionen sind abgeschlossen und ich überweise mir das Geld. Hat sich echt gelohnt. Ein paar Sachen sind noch drin. Die lasse ich erst mal da noch. Die übrigen ca. 1,5 Boxen gehen erst mal wieder auf den Schrank. Dann ist das Zeug auch aus dem Wohnzimmer weg.

Auf dem Rückweg durch die Küche muss ein zweiter Kaffee her. Irgendwie bin ich heute Matsche. Das passiert meistens, wenn ich abrupt aus dem Schlaf gerissen wurde. Deshalb hätte ich auch nie einen Beruf wählen können, wo man von jetzt auf gleich fit sein muss. Das wäre bei mir dann jedes Mal sehr schief gegangen.

Das Wasser hab ich zwar gekocht, aber den Rest dann doch wieder vergessen. Anschließend sehe ich diverse Einladungen zu Websessions durch und melde mich für drei an. Immer schön gegen die Verblödung ankämpfen.

Weiter gehts zum Konsumtempel, die vor zwei Tagen vergessenen Sachen gegen Geld tauschen. Petrus hat ein einsehen und stellt für ein paar Minuten den Hahn ab, so dass ich trockenen Fußes wieder nach Hause komme.

Nach dem Einräumen setze ich einen Hefeteig für ein ungarisches Wespennest an. Während der Teig geht, esse ich den Rest philippinisches Adobo von gestern. Wenn ich schon derzeit nicht reisen kann, gehts hier zumindest kulinarisch international zu. 😎



In der Zwischenzeit gießt es draußen in Strömen. Immer her damit.

Schließlich war das Wespennest im Ofen und ein genialer Duft zog durch mein Heim. Und er versprach nicht zu viel. Hammer, ist das lecker! Einen Teil davon brachte ich dann noch zur Lieblingsnachbarin, die auch total begeistert war. Den Rest gibts Morgen zum Frühstück.



Auf dem Rückweg kurzer Stop am Briefkasten. Meine Steuerunterlagen sind endlich da. Also kann ich das nun auch fertig machen.

Aber jetzt sind erstmal traditionell die Simpsons am Zug. Danach muss ich noch die Küche wieder aufräumen. Dann ist Feierabend.

Weitere WMDEDGT gibts hier.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel

Dienstag, 2. Juni 2020

Blackout - Weil jeder Mensch zählt

Heute Nachmittag wurde mein Instagram-Feed plötzlich schwarz. Zunehmend posteten User ein rein schwarzes Bild, um auf die Situation in den USA aufmerksam zu machen.

Was dort passiert ist, ist erneut der Beweis, dass auch in 2020 nicht nur in den USA Rassismus immer noch ein riesen Problem auf diesem Planeten ist. Allein dieses Wort - Rassismus. Bei Rassen denke ich an Hunde, aber nicht an Menschen. Wir sind alle Homo Sapiens.

Gern schloss ich mich dem Aufruf zum Blackout-Tuesday an. Und wurde prompt angeschrieben, dass der Hashtag #blacklivesmatter nur schwarzen Menschen vorbehalten sei.

Und wisst ihr was Leute, genau da beginnt das Problem. Einerseits wird hier gegen Rassismus und abstempeln gemeinsam gekämpft. Und gleichzeitig versuchen sich wiederum Menschen abzukapseln und besonders zu machen. Das ist eine ziemlich stinkende Doppelmoral.

Für mich gibt es kein schwarz oder weiß, es gibt nur Menschen. Mit verschiedenen Hautfarben. Das macht unsere Welt ja so interessant, dass wir nicht alle gleich aussehen. Kein Mensch ist gut oder schlecht wegen seiner Hautfarbe. Und Arschlöcher gibt es in sehr vielen verschiedenen Farben.

Jedes Leben ist wichtig, keiner ist mehr oder weniger Wert, als der andere. Und sobald auch nur irgendjemand an dieser Stelle anfängt etwas einwerfen zu wollen, beginnt die Spirale schon von vorn.

Ich kenne Amerika lang und gut und ich weiß, wie extrem dort diskriminiert wird. Nicht nur Afro-Amerikaner haben dort Angst vor den manchmal unberechenbaren Wildwestmethoden der Cops. Gut, man muss dem wohl entgegen halten, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch prinzipiell jeder jederzeit eine Waffe ziehen könnte. Da wäre ich auch wenig entspannt, denn man sieht es ja nun niemandem an, ob er gleich auf dich schießt oder dir einen schönen Tag wünscht. Trotzdem sind dort viel zu viele Dinge erlaubt bzw. geduldet, die Menschen erniedrigen oder sogar töten. Und das muss aufhören. Genauso muss es aber aufhören, die Polizei als Sparringspartner zu sehen. Das gilt nicht nur für die USA. Im Moment der Unklarheit muss man sich vielleicht beugen, auch wenn man im Recht ist. Alles weitere klärt man dann mit seinem Anwalt später.

Und trotzdem gehören vorbestrafte Menschen niemals in den Polizeidienst.

Der jetzige Aufschrei aber muss jeder Diskriminierung gelten, egal ob Hautfarbe, Alter, Geschlecht, religiöse oder sexuelle Orientierung, usw. Jetzt aber die Situation zu nutzen, um wieder andere auszuschließen, die auf der Seite des Friedens und der Gleicheit die Diskriminierten unterstützen, ist genau der falsche Weg. Auch anderen die Existenz zu rauben, zu brandschatzen und zu verletzen ist keinerlei Antwort oder Lösung.

Gewalt erzeugt Gegengewalt. Nichts anderes.

Ich ziehe meinen Hut vor den Polizisten, die sich gemeinsam mit dem Demonstranten hinknien anstatt auf sie zu schießen. Denn auch nicht alle Uniformierten sind gleich. Genauso wie nicht jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe als Straftäter vorverurteilt werden will, will nicht jeder Polizist in einen Topf mit den schwarzen Schafen geworfen werden. Genau so wenig will jeder Chinese als Corona-Schuldiger gelten oder jeder Deutsche als Nazi.

Wie man das älteste Problem der Menschheit löst?  Meine Oma sagte immer,: Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Tatsächlich ist die Hemmungslosigkeit sofortige Vergeltung zu üben aber heutzutage eher das Mittel der Wahl. Vielleicht weil manche schon zu lange schlucken mussten und Werte, Rücksichtnahme und Moral vorwiegend noch im Duden zu finden sind.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel

Freizeitstress

Es ist Regen angesagt. Ab Morgen für den Rest der Woche. Zumindest sagten die Wetterfrösche das bis gestern noch. Also habe ich heute nochmal alles fix erledigen wollen, was mit draußen sein zu tun hat. Und zwar bevor die Mittagshitze zuschlägt.

Auf dem Weg zum Auto begegnete ich meiner 94-jährigen Nachbarin, die mit Krückstock humpelnd ihre leere Mülltonne in den Garten hieven wollte. Ich hab das dann mal kurz erledigt und nebenbei angeboten für sie einzukaufen, was sie dankend annahm. Sie erzählt immer ganz gern, also schon 20 Minuten verspätet. Dann eine andere Nachbarin zum ersten Mal seit ewigen Zeiten getroffen. Nochmal 20 Minuten.

Weiter zum Copyshop. Da ich ja gerade im Wahn bin und ausmiste, habe ich auch mal einen Karton Bücher online verkauft. Flohmarkt ist ja erstmal nicht. Aber der Lieferschein muss ausgedruckt werden und ich habe keinen Drucker (mehr). Die Dame im Copyshop hat mich auch etwas komisch angesehen, wie ich so eine kleine Seite aus dem Drucker zog. Aber hilft ja nix. Mangels Parkplatz musste ich auch ein ziemliches Stück laufen. 

Weiter zum Konsumtempel. Kein größerer Andrang, alles bekommen. Weiter zum E-Shop, Liquid kaufen. Da ist es immer sehr ungünstig, wenn man jemanden vor sich hat, der beraten wird und ausprobiert, während ich nur kurz mein Liquid haben will. Also war hier auch erstmal Geduld angesagt. Auch hier wegen der Baustelle wieder ein längerer Fußmarsch.

Dann in die beiden Märkte für die Nachbarin, fast alles bekommen. Hühner gesattelt und nach Hause. Die Nachbarin kurz beliefert und etwas unsanft abgeschnitten. Aber ich musste mal dringend wohin 😎

Inzwischen knallte die Sonne nun voll auf den Garten und bei 28 Grad jetzt mit dem Rasenmäher zu hantieren, hatte ich grad mal so gar keine Lust. Zumal es jetzt angeblich Morgen auch noch trocken bleiben soll. Also wozu der Stress.

Da das Frühstück mangels Hunger ausgefallen war, knurrte mir jetzt mal richtig der Magen. Baguette mit Dipp sollte es fix geben. Als ich das Brot aus dem Ofen zog, grinste mich der Schimmel an. Also doch nur ne Knifte und ein bisschen Kohlrabi.

Und jetzt könnte ich gerade so einschlafen. Werde mich also mal kurz in die Sonne setzen. Die Bettwäsche steht da schon und wird dann nachher auch noch aufgezogen. Es gibt ja echt nix besseres als sonnengetrocknete Bettwäsche. 😎 Aber vorher muss ich noch diverse Päckchen zur Post bringen. Mein aussortierter Kleiderberg ist über das Wochenende wieder schön geschrumpft. Ein endgültig aussortierter Sack muss dann noch eben zur Kleiderkammer und dann ham was für heute. Reicht ja auch.

Viele Grüße aus Ruhr York

Pottnudel

Hallo M(e)ärz!

 Der März ist der erste Monat, der etwas Hoffnung auf Frühling macht. Auch wenn der erste Tag gestern grau und eher nicht so nett daherkam. ...