Bye Bye Mutti

Heute wird mal wieder gewählt. Aber eine ist nicht mehr dabei. Die Mutti geht in Rente. Nach 16 Jahren. Damit war sie einen großen Teil meines Erwachsenenleben an der "Front". 

Am Anfang war ich kein Fan. Von Haus aus war ich eh keine CDU-Wählerin und die Dame erschien mir am Anfang ziemlich unpersönlich. Aber wie so viele andere hat sie mich dann doch überzeugt. 

Besonders mochte ich, wie über die Jahre immer öfter mal ihre Persönlichkeit durchschien. Ihr Gekicher ist legendär und gleichzeitig hat sie eine unfassbare Geduld, für die ich sie beneide. Manches Mal habe ich mir so gedacht: Warum haut sie nicht mal auf den Tisch. Stattdessen ließ sie ihre Zweifler sanft auf die Nase fallen und bekam dann doch ihren Willen. Die anfänglich sichtbaren Machtkämpfe wurden weniger (zumindest nach außen) und die Mutti wurde zur Führungsfigur, national wie international. Manche schwierigen Situationen hat sie mit ihrer Besonnenheit gemeistert. Ich denke an die Krimkrise zurück, wo es aus allen Ecken Kriegsgeschrei gab, aber nicht mit der Mutti. Mit manch anderem Politiker an der Spitze hätte das übel ausgehen können.

Nicht nur national sondern auch international hat uns die Mutti gut vertreten, hat deutliche Fußspuren im Aufbau der EU hinterlassen und unser Land auch in und nach der Finanzkrise stabilisiert, so dass wir auch Corona einigermaßen gut überstanden haben. Auch wenn ich nicht immer hinter allem stand, im Großen und Ganzen geht es uns hier vergleichsweise gut. 

Die Mutti stand weltweit für Vertrauen, Partnerschaft und klare Worte. Sie war der Farbtupfer in der Masse der grauen Herren. Somit gelang es ihr auch das Ansehen Deutschlands im Ausland zu verändern. 

Auch wenn ihr nicht immer alles gelang, große Skandale oder Abgehobenheit kannte man von der Mutti nicht. Sie schob ihren Einkaufswagen stoisch selbst, hielt ihr Privatleben so gut es ging aus der Öffentlichkeit. Bei allem was sie tat hatte man das Gefühl, dass Deutschland für sie im Mittelpunkt steht, nicht ihre eigene Lobby oder tolle Nebenjobs. Diese Normalität und Bodenständigkeit machte sie noch mehr zu einer Bank und schließlich zur Mutti der Nation.

Zuletzt konnte man sehen, wie sie etwas an Elan verlor. Wenn man sich mal so ihre Tagesabläufe ansieht, ziehe ich eh den Hut. Aber 16 Jahre Dauerstress in einer immer verrückter werdenden Welt, da kann wohl jedem mal die Puste ausgehen.

Leider scheiterten ihre Versuche eine(n) Nachfolger(in) für alle Deutschen aufzubauen. AKK und Ursel eigneten sich nicht und die sich in der Führung sehenden Herren waren mehr an ihren eignen Zielen interessiert, als darauf zu  hören, was das Volk  will. Was ja in der Politik eh immer mehr so ist. 

Doch gerade jetzt bräuchten wir eine Führungsfigur, die den Weg zurück in eine neue "normale" Welt aufzeigt. Große Themen stehen an. Klima, soziale Sicherheit, Migration, Digitalisierung, Sicherheit. Die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Welt weiter verändern wird, wird nicht geringer. Doch so richtig einen Plan scheint keiner zu haben. Deshalb ist es mir auch noch nie so schwer gefallen, eine Entscheidung zu treffen.

Aber egal, wie heute die Ergebnisse ausgehen, mir wird sie wirklich fehlen. Mach`s gut Mutti, allet Jute und  Danke für alles!


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

12 vom 12.4.2023

Palim-Palim

WMDEDGT 04/23