Bloggst du eigentlich gar nicht mehr? Dass es schon soooo lange her ist, war mir auch gar nicht bewusst. Aber die Zeit rennt auch einfach und irgendwas ist auch immer grad los und manchmal fehlt auch einfach die Lust zum Schreiben.
Ja, wo waren wir stehen geblieben? Musste ich jetzt auch erstmal nachlesen. Auf jeden Fall noch in der "alten Wohnung". Auch wenn ich da erst 2021 eingezogen war. Schon bald stellten sich jede Menge Mängel heraus und ständig ging was kaputt. Der Vermieter sah sich als Fachmann und bastelte noch mehr kaputt. Irgendwann gab es ernste Worte und als das auch nichts brachte und der Schimmel blühte, machte ich mich auf die Suche nach einem Anwalt. Aber das Kind war in den Brunnen gefallen und außerdem wurde klar, es wird sich dort nichts tun, wenn überhaupt mit Klage und Co. Und so ging ich dann wieder auf Wohnungssuche. Was im Pott nicht gerade einfach ist. Weil groß, schön, bezahlbar und nicht gleich neben der A40, suchen viele. Speziell nachdem hier mehr und mehr Stadtteile nicht mehr ohne kugelsichere Weste bewohnbar sind. Ich wäre ja sogar aufs Land gezogen. Aber die Idee hatten andere auch schon...
Allein über die Wohnungssuche könnte ich Bücher schreiben. Wenn man nicht in Schallgeschwindigkeit den Anzeigenaufgeber anschreibt und unter den ersten 20 Bewerbern ist, muss man gar nicht mehr auf eine Antwort warten. Und wenn man sie doch noch bekommt, dann aus Gründen. Auch nett, wenn der Wohnungsanbieter plötzlich checkt, wie viele Bewerber es gibt und dann gaaaanz zufällig die Miete einen Tippi hatte und plötzlich kostet es ein Drittel mehr. Ups, sorry.
Auch bekam ich Antwort auf eine Anzeige, auf die ich mich gar nicht beworben hatte. Dafür waren im Anhang die Unterlagen der tatsächlichen Bewerberin, Ich weiß nun so ziemlich alles über die Dame, inkl. Gehalt, Arbeitgeber, Familienstand und Hobbies. Ich verstehe ja, das Vermieter eine Vorauswahl treffen wollen, aber es wird auch viel Mist mit den Daten gemacht. Betrug inklusive. Und da ist es eventuell nicht so schlau, wenn man seine Adresse angibt mit den Details allein stehend und weiblich zu sein und gut zu verdienen...
Am Ende hat ein blindes Huhn aber auch einen Moment. Und so nutzte ich einen Terminfreien Morgen entgegen meiner üblichen Routine und inspizierte die Anzeigenwelt. Und da war sie. Altbau, wunderschön saniert und modernisiert und Kamin und tolle Gegend und bezahlbar. Ich machte mir also mal keine Hoffnung. Innerhalb einer Stunde rief der Vermieter aber tatsächlich zurück, ein sehr nettes Gespräch folgte und eine Einladung zur Besichtigung, Und auch in Natura war die Wohnung der Hammer. Die Nachbarn lernte ich auch gleich kennen, da dem Vermieter ein harmonisches Miteinander wichtig war. Im Gespräch erfuhr ich, dass die Wohnung eigentlich schon weg war. Das junge Paar bekam dann aber doch kalte Füße, die beiden vorigen Mieterinnen waren noch recht jung und zogen jeweils in knapp drei Jahren wieder aus. Denn für eine Familie ist die Wohnung dann doch nichts. Mein Glück, sag ich mal 😁 Denn damit war die mittelalte Singelfrau das neue Idealbild einer Mieterin.
Und der Vermieter entschied sich dann auch gegen die noch interessierten jungen Paare und da er die Wohnung nach kurzer Zeit schon aus dem Netz nahm, war die Konkurrenz auch überschaubar und dann hatte ich sie tatsächlich im Sack.
Diverse Freundtänze später ging das Kistenpacken von vorn los. Der gleiche Umzugsunternehmer rückte wieder an, fluchte so einige Male, da er sich mächtig verkalkuliert hatte. Ich hatte meinen Hausstand innerhalb von knapp drei Jahren doch ansehnlich vergrößert. Von einer Wochenendwohnung einer Berufsreisenden zu einer etwas überdimensionierten Homeoffice-Oase im Lockdown. Da shoppt Frau halt auch ein bisschen. Weiß der Umzugsunternehmer nächstes Mal auch 😁
Und dann war es geschafft. Nunja, zuerst ging kurz vor Mitternacht meine Couch nicht um die letzte Ecke und die völlig erschöpften Träger mussten sie die Treppe wieder runter schleppen. Mein Mitleid war ihnen sicher. Also musste auch noch eine neue Sitzgelegenheit her. Aber die Glückssträhne hielt noch etwas, denn ich fand im ersten Laden etwas, was mir gefiel, was um die Ecke ging, was bezahlbar und vor allem vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag lieferbar war. Die Tage bis zur Lieferung packte ich Kiste um Kiste aus und durchlebte das Trauma des Umzugsunternehmers noch mal. Woher kommt bloß der ganze Kram? Und ich hatte echt schon fleißig aussortiert, verschenkt und entsorgt. Es ist wirklich unfassbar, was wir so alles mit uns durch das Leben schleppen.
Im Frühjahr tröteten dann jeden Morgen Vogelscharen den neuen Tag herbei und genau vor meinem Wohnzimmer blühte eine Magnolie. Auch rund ums Haus blüht und grünt es. Die Gegend hier ist eine historische ehemalige Gartenstadt mit tollem alten Baumbestand und so viel Rhododendron, wie ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe. Ich kann mein Glück bis heute noch nicht fassen, dass ich hier gelandet bin.
Im Frühsommer wurde noch die olle Einbauküche aus und meine wunderschöne, fast neue Küche wieder eingebaut. Ich konnte mich nicht von ihr trennen. Aber ein Umbau war nötig. Obwohl ich mir geschworen hatte, nie wieder beim Möbelschweden mehr als einen Blumentopf zu kaufen. Und auch dieses Mal war es kein schönes Erlebnis. Und auch der Altbau rächte sich. Kein Starkstrom, aber dafür Gas, aber das an einer unmöglichen Stelle. Einige Kreativsitzungen mit meinem bockigen Selbst später waren aber alle Probleme umschifft. Und am Ende sieht es nun alles sehr schön aus und dürfte einige Zeit halten. Außerdem werde ich diese Wohnung nur mit den Füßen voran wieder verlassen und was dann mit der Küche wird, ist mir wirklich egal.
Dann war es mit dem Glück erstmal aus. Die Allergien schlugen zu. Kortison um Kortison folgte und in der Zwischenzeit so mancher Anfall, bei dem ich gedanklich schon mit Allem abgeschlossen hatte. Es brauchte Wochen, bis ich ohne Atemnot die Treppe wieder rauf kam und meine Stimme war in so jämmerlichem Zustand, dass der Arzt mir gar nicht glauben wollte, dass es langsam bergauf ging.
Dann folgte ein spannender Sommer, in dem Dank Stellenabbau plötzlich gar nichts mehr sicher schien. Meine Vorgesetzten versicherten mit zwar, dass man mich nun, da man mich einer anderen Abteilung abgeluchst hatte, auf keinen Fall wieder gehen lassen würde. Am Ende lag es aber in der Hand des Sozialplans und so rechnete auch ich, ob ich nicht besser freiwillig die Segel streichen sollte (inklusive Prämie). Stattdessen gab es dann eine Halteprämie und im Herbst endlich die Nachrichten, dass ich bleiben kann. Nun wird es für uns Verbliebenen nicht einfach werden. Aber das Umfeld gefällt mir weiter gut. Also auf in den Kampf.
Allerdings erwischte es mich dann Ende des Jahres gleich wieder und noch schlimmer. Eine Entzündung hatte wochenlange Schmerzen und andere Dinge zur Folge. Es folgte ein Ärztemarathon und es dauerte bis kurz vor Weihnachten, bis ich wieder einigermaßen schmerzfrei war. Mal eben sechs Wochen aus dem Job gerissen, kein einziger Weihnachtsmarkt und an den Feiertagen gab es Suppe und Weißbrot. So ein Weihnachten hatte ich auch noch nicht. Ich hoffe, dass das Kapitel nun langsam mal beendet wird. Mir geht es zwar besser aber Schmerzen hab ich immer noch öfter mal. Die nächsten Wochen sind nun eine Experimentphase.
Kann ja nur besser werden, oder? Und sofort wird auf das in der neuen Wohnung reichlich vorhandene Holz geklopft...
Achja, der alte Vermieter musste dann auf den letzten Metern noch weiter stänkern. Sein eigener Anwalt gab ihm und mit schriftlich, dass er mal wieder falsch lag. Aber es half nichts, ich habe ihn also doch noch verklagt. Ergebnis offen, aber beide Anwälte sind sich da einig, dass ich Recht habe. Ich habe mit meinen alten Nachbarn gewettet wie lange es dauert, bis die neuen Mieter checken was los ist.
Nun also ein neues Jahr. Ohne Umzug, hoffentlich weiterhin ohne Jobwechsel und gesund werden und bleiben wäre auch mal nett. Meine Zertifizierung hab ich auch schon für drei weitere Jahre verlängert. Dann hab ich ja fast nix zu tun demnächst. Das geht so nicht 😁 Also hab ich mir mal die VHS-Register der näheren Umgebung angesehen und einen Kurs gebucht und weitere auf die Merkliste gesetzt. Und dann muss ich auch mal wieder das Land verlassen, nachdem ich mein Geld nun nicht mehr für Möbel und Co. ausgeben muss. Eigentlich wollte ich einen Road Trip ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten machen, aber was die da wieder gewählt haben... Also werde ich mir da auch mal andere Ziele ansehen. Die Bucketliste ist ja noch lang. Und Schreiben könnte ich auch mal wieder. Und etwas mehr Bewegung und - dann reicht es mit den guten Vorsätzen auch erst mal.
Viele Grüße aus Ruhr York
Pottnudel