Ring frei für Runde zwei

Nicht, dass wir es nicht wussten, dass sie kommt. Aber nun ist sie da. Die zweite Welle. 

Irgendwie hab ich meine Ohren ja in den letzten Monaten Coronatechnisch etwas auf Durchzug gestellt. Man trägt halt Maske, Handgel und Co. mit sich. Man umarmt sich wenig bis gar nicht mehr. Und so ein bisschen mehr Abstand hier und da ist mir sogar ganz recht. Aber die Zahlen lassen sich inzwischen nicht mehr so richtig ignorieren. Auf der Arbeit wurden die Sicherheitsmaßnahmen wieder angezogen. Was dazu führt, dass kaum noch einer im Büro ist. Und wenn, dann sprechen wir lieber per Videocall, als uns mit Maske direkt gegenüber zu sitzen. Auch wenn unsere Büros direkt gegenüber sind. Wir machen dann die Tür zu, damit es keine Rückkopplung gibt 😂 Nur in dieser Situation auch noch neue Mitarbeiter einzustellen, wird zum logistischen Akt. Mal sehen, wie das weiter geht. 

Ich finde das mit dem Homeoffice nicht schlimm. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Seitdem ich einen Bürostuhl habe, ist mein Kreuz auch wieder einigermaßen okay. Endlich schon ein Extrazimmer zu haben wäre halt super. Aber okay, ich arbeite daran.

Nur die Tage sind halt jetzt mächtig kürzer und das Wetter nicht mehr so einladend. Also muss man sich schon echt zur Bewegung zwingen. Aber immerhin, Haushalt läuft so nebenbei. Eingekauft wird wieder mehr im Netz oder eben halt für zwei Wochen in einem Schwung. Und da bin ich wohl nicht die Einzige. Prompt war Klopapier wieder ausverkauft. Immerhin sah auch das Weinregal recht dünne aus. Es besteht vielleicht Hoffnung für die Menschheit. Und ich hab fix eine Familienpackung der begehrten Papierware im Netz geordert, bevor die Preise wieder in Goldbarren angegeben werden. Und ein paar Flaschen mit leckerem Inhalt für die Whatsapp-Kneipe 😊

Wenn das Tier des Jahres nicht der Hamster wird, weiß ich auch nicht. Die Leute werden nicht schlauer. Und die anfängliche Vorsicht ist auch dahin. Die Wohlstandsgesellschaft hat keine Lust mehr auf Bevormundung und Sorgen. Kommt es also zum zweiten Lock Down? 

Hätten wir die derzeitigen Zahlen schwarz auf weiß im Frühjahr gehabt, wären wir sicher alle längst im Hausarrest gelandet. Jetzt schmunzelt man ja fast über die damaligen Zahlen. Vielleicht waren diese auch damals nicht anders, die Dunkelziffer wurde als hoch eingeschätzt. Ist sie jetzt vermutlich immer noch. So genau wird man es nicht erfahren. Testkapazitäten sind immer noch nicht gerade üppig vorhanden, die Corona-App ist für die Tonne und die Gesundheitsämter pfeifen aus dem letzten Loch. Warum da nicht längst Call-Center angeheuert wurden, man weiß es nicht. Auch nicht, ob es ab einer gewissen Anzahl von Fällen überhaupt noch Sinn macht, da hinterher zu telefonieren. Wirklich kontrollieren kann die Quarantäne eh niemand. Der Staatsapparat ist nicht schnell und innovativ. Umso mehr sind manche Menschen vermutlich nicht mehr bereit sich einzuschränken?

Ich bin genervt. Die Dinge, die jetzt passieren waren vorhergesagt. Vorkehrungen wurden so gut es ging getroffen. Und somit finde ich schon, dass vieles gerade Panikmache ist. Die Akzeptanz für Maßnahmen wird es nicht erhöhen. Eher den Trotz. Und selbstverständlich möchte ich auch nicht, dass Menschen krank werden und sterben. Aber ich möchte auch ungern die nächsten X Jahre in einer Weltwirtschaftskrise historischen Ausmaßes leben. Und ein weiterer Lock Down oder auch nur das ständige Gerede davon, schadet der Wirtschaft enorm. Ich sehe die Auswirkung an meinen Bewerbern. Viele junge Leute verlieren ihren Job. Beraterfirmen verlieren große Kunden. Zögerlichkeit bei Investitionen ist in einem Land mit einem eh schon vorhandenen Rückstand das Schlimmste. 

Und mit der zweiten Welle wird es ja auch noch nicht getan sein. Es gibt noch keine  Impfstoff und selbst wenn er dann da ist, bis die Welt durchgeimpft ist, wird es auch noch eine Weile dauern. Und ganz los werden wir die Seuche vermutlich eh nie wieder. Das wird noch lange, wenn nicht gar für immer Spuren hinterlassen. 

Also was tun? Anpassung an die neue Ist-Situation wäre vermutlich die beste Strategie. Nur gehen da die Vorstellungen von Politik und Bevölkerung teils weit auseinander. Es würde sicher helfen, wenn sich die Altvordern mal mit der Realität auseinandersetzen und den neuen Ist-Zustand ermitteln (lassen). Sind ja gerade genug Berater auf Jobsuche. Und dann könnte man mal etwas Proaktiv an nachhaltigen Themen arbeiten. Nicht nur verrückte Gießkannenaktionen, die keinem wirklich helfen. Hier im Pott hab ich schon vor Wochen den Überblick verloren, was wann wo gilt. Das hält ja teils nicht mal von einer Straßenseite auf die andere. Und Prozesse und Regeln, die nicht mit der Realität vereinbar sind, sind halt für die Tonne. Kann ich aus jahrelanger beruflicher Erfahrung von berichten. Gratis. Und so ca. ein halbes Dutzend Vorschläge zum Thema Homeoffice fördern durch Anpassung nicht mehr zeitgemäßer Steuerregelungen hätte ich auch noch. So als Anfang.

Also liebe Politik, anstatt uns zu sagen, was wir alles nicht tun sollen und dürfen. Sagt uns doch mal, was ihr tut um uns die Situation zu erleichtern. Dann klappt das vielleicht auch wieder mit der Akzeptanz. 

So, ich gehe mich jetzt auf der Couch einigeln und tue so, als würde ich beim dem Mistwetter nicht rauswollen...

Viele Grüße aus Ruhr York (aka. Corona-Hot-Spot)

Pottnudel


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